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[   Band 7 Brief 158:    Humboldt an Caroline    Weimar, 26. Dezember 1826   ]


Mephistopheles, der aber in der Gestalt eines weiblichen, fabel-
haften antiken Ungeheuers, der Phorkyas, die als von Menelaos
zurückgelassene Schafferin auftritt, spielt. Nur nach dem Stück
legt er die Maske ab und erscheint, aber ohne mehr zu sprechen,
als Mephistopheles.
Das Stück fängt damit an, daß Helena mit dem Menelaos
zurückkehrt, aber vorausgeschickt wird, den Palast leer findet, nur
die Phorkyas antrifft, die ihr ankündigt, daß Menelaos sie opfern
wird. Von da zieht sie, um sich zu retten, in Fausts Burg, die
im Peloponnes ist, und hier und in einem arkadischen Waldgebirge
spielt nun das Stück aus.
Das Sonderbarste, und was man an sich nicht raten würde,
ist, daß Faust und Helenas Sohn Lord Byron ist, der als wilder
Knabe herankommt, vor den Augen der Zuschauer zum Jüngling
heran wächst, und endlich, weil er im Griechenkriege überkühne Flüge
machen will, wie Icarus versengt auf den Boden fällt. Genannt
ist er nicht, auch so wenig bezeichnet, daß wenigstens ich ihn nicht
erraten habe, aber wenn man weiß, daß er gemeint ist, so paßt
alles und wunderschön auf ihn. Von dem Ende der »Helena« an
ist der »Faust« jetzt, wie mir Goethe sagt, so gut als fertig. Ich
muß auf die »Helena« ein andermal zurückkommen, heute habe ich
nicht Zeit.

                                                              Den 27.
Ich kann heute nur ein paar Worte hinzufügen. Der Ball
gestern dauerte bis 3 Uhr. Der Prinz geht morgen früh ab, und
ich werde einem seiner Begleiter diesen Brief mitgeben. Ich bleibe
bis zum 2. früh hier. Es wäre nicht höflich, die Neujahrscour
nicht hier mitzumachen. Den 2. fahre ich nach Rudolstadt und
komme am 4. zurück, aber bloß um hier durchzufahren. Bis zum
4. trifft mich also ein Brief hier, bis zum 6. bei Ilgens, dann in
Burgörner.

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