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[ Band 7 Brief 158: Humboldt an Caroline Weimar, 26. Dezember 1826 ]
sprechen hört, und kommen andere Leute auf ihn, so zucken sie immer die Achseln. Sie will noch in diesem Winter auf einige Tage nach Bösleben gehen, um eine Änderung an Adolfs Grab- stätte zu machen. Du wirst meinen gestrigen Brief nun heute abend oder morgen früh bekommen, beste Li. Unmittelbar nachdem ich ihn geschlossen hatte, ging ich zur Zeremonie an Hof. Der Herzog von Coburg *), sein Bruder Ferdinand, der im Österreichischen verheiratet ist, und der Sohn der Herzogin von Kent **), ein Fürst von Leiningen waren schon zum Mittagessen da. Diese wohnten auch der Ver- lobung bei. Diese war in einem besonderen Zimmer, und außer den Fürstlichkeiten waren nur die hiesigen großen Hofchargen und Minister, und von Fremden bloß Jordan, Chanikoff, Müffling, ein sächsischer Gesandter Lutzerode, Jagow und ich dabei. Des Prinzen Karl Adjutanten waren natürlich dabei. Der Großherzog sprach erst mit der Großherzogin und der Großfürstin, was ich nicht habe verstehen können, dann näherte er sich dem Brautpaar und sagte zum Prinzen: er habe versprochen, der Prinzessin ewige Treue zu widmen, die Prinzessin tue das gleiche Versprechen, sie möchten also die Ringe wechseln. Darauf geschah dies, und nun umarmten sich alle Glieder der Familie, was wirklich, da die Ver- bindung so ganz aus Neigung entsteht und beide fürstlichen Familien so freudig darüber sind, etwas Rührendes hatte. Nachher machten wir unsere Glückwünschungen. Dann ging man in den Saal, wo die Cour versammelt war. Hier machten erst alle ihre Glückwunsch- komplimente, und dann wurde bis 10 ein Konzert gegeben. Das ——— *) Ernst, geb. 1784, Herzog seit 1806. Sein Bruder Ferdinand, österr. Feldmarschall-Leutnant, war mit der Tochter des Fürsten Franz Josef Cohary vermählt. **) Victorie, Schwester des Herzogs von Sachsen-Coburg, geb. 1786, † 1861, Mutter der Königin Victoria von England, war in erster Ehe Fürstin von Leiningen. 305