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[   Band 7 Brief 134:    Caroline an Humboldt     Berlin, 29. April 1826   ]


bare Rückkehr möglich. Dunkles Land der Ahndungen — es
rückt einem nah und näher, und man weiß nichts darüber.
Lebe nun wohl, Du teures Herz. Auch wenn Du unerwartet
kämest, fändest Du Dein Zimmer in Ordnung.


135. Humboldt an Caroline                 Herrnstadt, 1. Mai 1826

August und Adelheid habe ich sehr heiter und liebevoll ge-
funden. Adelchen ist in der blühendsten Gesundheit und
der gewohnten liebenswürdigen Lebendigkeit. Ich habe
gestern den ganzen Abend mit ihr allein zugebracht. Meine Her-
reise war dem Wetter nach furchtbar. Auf dem ganzen Wege
ein schrecklicher Sturm, anfangs ohne, zuletzt mit starkem Regen.
Ich habe da wieder die Vortrefflichkeit des grünen Wagens erfahren
Wie die Elemente wüten mögen, man zieht die Gläser vor und
sitzt sicher und warm und weiß doch genau, was draußen für Wetter
ist, weil der Regen auf den Seiten hereinläuft. Außer den Ele-
menten stürmte mir auch in Prausnitz, auf Theodors Veranstaltung,
Kegel mit Windeseile nach. Wie ich mich wieder in den Wagen
setzen wollte, erschien er keuchend und überreichte mir zwei Briefe,
einen unbedeutenden Geschäftsbrief und einen von Hedemann,
worin mir dieser über seine Exerzierzeit schrieb. Diese Briefe
waren eine Stunde nach meiner Abreise angekommen und Theodor
hatte, ohne alle Bestellung von meiner Seite, Kegeln befohlen,
sich zu Pferde zu setzen und die Briefe nachzubringen. Kegel
versicherte, man habe ihm kein Pferd anvertrauen wollen, weil er
es totjagen würde, und kam also in einem vierspännigen Reise-
wägel an. Diese Depeschen, und daß ich gleich antwortete, machten
auf den Prausnitzer Postmeister, der zugleich Apotheker ist, den

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