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[ Band 7 Brief 110: Humboldt an Caroline Frankfurt, 26. August 1824 ]
aber diese endete doch sehr hübsch. Ich hatte kaum den Brief an Dich abgeschickt, als Prinz Radziwill mich abzuholen kam. Wir gingen noch einen Augenblick in die Kirche, wo die Prinzessin mit den Kindern war, und fuhren dann nach Ruhberg. Hier wurden viele Deliberationen gehalten, ob man, da der Himmel sehr be- wölkt war, fahren sollte oder nicht. Man entschied sich bei den ungünstigsten Aussichten dafür. In Erdmannsdorf holte man Gneisenau ab, und auf seine Einladung beschloß man, bei der Rückkunft da zu essen. Die eine Tochter, Hedwig, setzte sich in unsern Wagen. Der Weg bis zum Fall ist sehr weit, von Ruh- berg gegen vier Meilen, und man kommt durch das ganze Schmiede- berger und Warmbrunner Tal. Man bleibt also in der Aussicht des ganzen Gebirges, und gegen das Ende zeichnet sich ein altes Schaffgotschisches Schloß, der Kienast, jetzt eine bloße Ruine, sehr aus. Bei einer Glasniederlage am Zacken, einem Bach, verließen wir die Wagen und frühstückten erst. Beim Frühstück kamen Prinz und Prinzesin Wilhelm mit allen Kindern. Nun muß man eine starke halbe Stunde zu Fuß, auf einem schönen Fußsteig am Bach Kochel durch einen Wald zum Fall gehen. Prinzessin Luise ließ sich tragen, was hier sehr geschickt und gut gemacht wird. Alle übrigen gingen. Auf dem Wege sind einige Felspartien vorzüglich schön. Der Fall gehört zu den allermittelmäßigsten, vermutlich nur 40, angeblich aber 60 Fuß hoch, aber eine ziemliche Wassermasse. Als Naturschauspiel hätte es die Anstrengung nicht verdient. Aber der Weg und die Gesellschaft und das Wetter, das sich ganz auf- geheitert hatte, machten die Sache doch hübsch und unterhaltend. Wie Prinzessin Wilhelm geht, über die Felsen wegschreitet und gar nicht zu ermüden ist, glaubst Du nicht. Ich habe, wie ich ihre Gestalt so im Walde sah, immer an die Versailler Diana denken müssen. Dabei ist sie immer heiter, gesprächig, und unter dem leich- testen Gespräch ahndet man doch eine gewisse Tiefe. Bei Gneisenau 211