< zurück Inhalt vor >
[ Band 7 Brief 108: Humboldt an Caroline Schmiedeberg, 22. August 1824 ]
108. Humboldt an Caroline Schmiedeberg, 22. August 1824 Ich bin vorgestern aus Eckersdorf abgereist und den Abend hier angekommen. Magnis hatten mich bis Silberberg fahren lassen, weil der Weg dort übers Gebirge bedeutend näher ist. Man erspart volle drei Meilen. Da er aber für unsern Wagen viel zu eng ist, schickte ich meinen mit den Sachen und dem Jäger voraus, damit er langsam wohlbehalten ankommen konnte. Ich selbst fuhr vorgestern früh um 5 Uhr in einer Droschke nach. Das Gebirge ist rauh, aber nicht schön, einzelne kleine Punkte ausgenommen. Vorzüglich öde und häßlich liegt Silber- berg, trotz der Höhe. Ungeachtet meines frühen Ausfahrens kam ich erst gegen 10 abends hier an, was ich nur dem Freitag zu- schreiben kann. In Landshut mußte ich mich zwei Stunden auf- halten, weil, obgleich Räder und Achsen neu sind, doch ein Achs- blech entzweigegangen war. Hier wohne ich zwar in dem nämlichen Wirtshaus, wo wir auch waren. Aber ich habe mit Mühe ein Zimmer erhalten. Man delogierte erst aus Höflichkeit für mich eine Familie, die eben bei Tisch war, und die mir, wie ich hinaufging, mit großen Gläsern Bier entgegenkam. Dies war das letzte und gräßlichste Freitags- unglück. Kaum war ich gestern aufgestanden, so kam der Wirt zu mir und sagte mir, die Staatsdame von Hagen wünschte mich so bald als möglich zu sprechen. Ich hatte mir schon vorgenommen sie zu besuchen. Es war also auch mein erster Ausgang zu ihr. Der Zustand, in dem die arme Person ist, ist schrecklich. Sie ist so gut als ganz kontrakt und klagt dabei über sehr viel Schmerzen, die bei der geringsten Erschütterung, beim Gähnen, beim Niesen, sich immer vermehrt einstellen. Du würdest sie gar nicht wieder- erkennen. Ihr innerer Zustand hat, obgleich sie im geringsten keine 207