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[   Band 7 Brief 105:    Caroline an Humboldt     Berlin, 6. Dezember 1823   ]


keit muß ihm die Brust erfüllt haben, wenn er die heilig blickenden
Madonnen mit dem göttlichen Kinde, wie sie gleich Erscheinungen
aus einem höheren Leben ihm in der Tiefe des Geistes vorge-
schwebt haben, vermögend sich gefunden nach außen hin darzu-
stellen, das Göttliche mit menschlichen Mitteln.
So die alten Künstler, wenn’s ihnen gelang, die Götter- und
Heroengestalten darzustellen, dem rohen Stein Form, Leben, beinah
Odem einzuhauchen. Tiefer wie andere haben diese begünstigten Kinder
der Natur, reicher und tiefer aus dem Quell ewigen Lebens geschöpft.
Verzeih, geliebtes Herz, die Digression, ich umarme Dich und
schreibe Dienstag wieder. Lebe wohl!


106. Humboldt an Caroline                Burgörner, 14. Dezember 1823

Ich wollte Dir, liebe Li, heute noch ausführlich schreiben.
Allein da der Brief erst Dienstag abgehen kann, so ist
er Freitag, den 19., auch erst in Berlin, und dann komme
ich selbst an. Es wäre also unnütz. Allein, abgehen lasse ich ihn
doch, weil er immer einige Stunden vor mir eintrifft, und Du
also doch erfährst, daß ich wirklich aus dem Burgörnerschen Zauber,
der aber doch jetzt viel Schnee und Kot mit sich führt, heraus-
getreten bin. Ich bin wohl und heiter und freue mich unendlich,
Dich wiederzusehen, bin auch sehr glücklich darüber, daß Dir
meine Rückkunft soviel Freude zu machen scheint. Also Freitag
oder Sonnabend sehen wir uns, wenn der Himmel es will, gewiß
wieder.            Ewig mit inniger Liebe Dein H.

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