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[   Band 7 Brief 96:    Humboldt an Caroline    Weimar, 15. November 1823   ]


Auf der Bibliothek sind schöne Sachen, und ich habe ein
Manuskript einer Grammatik einer amerikanischen Sprache gefunden,
von der ich noch keine hatte und der ich lange nachtrachtete. Ich
erhalte es hier ohne Mühe mitgeteilt. Der Großherzog ist die
Freundlichkeit selbst. Er hat sich heute nach allem, was von
Sanskrit hier sein könnte, aufs sorgfältigste erkundigt, damit es mir
gezeigt werden sollte. Die Großherzogin ist gütig wie immer, und
die Großfürstin scheint diesmal besonders zufrieden mit mir. Sie
hatte gestern einen großen Tee, wo auch die Großherzogin und die
ganze Stadt war, und machte, wie es ans Spiel ging, die Kon-
versation allein mit mir. Ich blieb aber nur bis gegen 9, da
ich oben beim Großherzog allein zum Abendessen eingeladen war.
Die Kinder hat sie mir versprochen zu zeigen, aber es kam noch
nicht dazu.
Sehr hübsch ist doch, daß bei diesen Gesellschaften auch Rie-
mer und Meyer, trotz seines wunderbaren Aussehens, sind und
sehr geehrt werden. Meyer trägt dann eine schwarze Samtkappe,
und graue oder gepuderte Locken hängen auf der Seite heraus.
Ich gehe hier auch frisiert. Den ersten Tag kam der Friseur ohne
Puder. Auf meine Bemerkung meinte er, niemand trüge mehr
Puder. Ich blieb aber bei meiner Sitte und schickte ihn fort,
welchen zu holen. Nun kam er aber auch wie zur Schlacht ge-
rüstet, in einer Hand die Schachtel, in der anderen einen unge-
heuren Puderquast und einen kleinen zum Sukkurs, und [in] einem
schmutzigen eingepuderten Rock, da er erst einen sehr reinen hatte.
So begann und vollendete er das Werk. Nun proponierte er mir
aber, mich mit dem großen Quast zu pudern, wo der Friseur so
von weitem auf einen losblitzt und man nach wenig Augenblicken
in eine Wolke gehüllt ist, und das reizte so alle meine Kinder-
erinnerungen, wo ich in Tegel zum Pudern immer auf den Boden
ging, daß ich mich gleich hinaus mit ihm begab und die Operation

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