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[ Band 7 Brief 67: Humboldt an Caroline Burgörner, 31. Oktober 1822 ]
»cette lettre est écrit avec cette noble simplicité et cette pro- fondeur de sentiment, qui caractérise ses actions, ses manières, chacune de ses paroles.« Er bittet wieder um Nachrichten über die Künstler. Es ist das doch sehr hübsch von ihm, noch dazu, da er wohl weiß, daß Du über Kunst anders urteilst als er, der doch tief in der französischen Manier ist. Ein anderer würde alles seinem Urteil vorbehalten. Die größte Nachricht, die er gibt, ist, daß er gewiß auf einige Wochen nach Berlin kommen will. Er will es aber noch nicht gesagt haben, außer der Familie sage es also nicht. Er schreibt sehr zärtlich darüber und wünscht Adelheid und August auch dort. Er will mit dem Könige kommen *). Ich habe es Augusten geschrieben. Das Haus würde dann etwas enge werden, indes hätten wir doch Platz. Er hat Buch **) in Italien gefunden, in Schuh und Strümpfen, mit einem Regenschirm, die Brille auf der Nase und vielen Büchern in den Taschen. Die Stelle über Buch mußt Du selbst lesen, sie ist mit bewunderungswürdigem Verstande geschrieben. Der eine Brief ist vom 11. Oktober aus Mailand, Albergo di Reichmann, wo auch der König gewohnt hat, geschrieben. Der zweite vom 17. aus Verona. Der letzte in des Königs Vorzimmer auf seinen Knien, ganz blasse Tinte — ein wahres Studium. In diesem schreibt er von einem Plan, den er für sein Alter hat, pour embellir sa vieillesse et mourir avec gloire. Auch das leidet keinen Auszug. Er scheint lebendiger wie je. Über die Gebirge und den Granit schreibt er auch sehr hübsch, wie seine Legitimität verdächtig würde. Man hätte ihn auf ganz gewöhnlichem Kalk- stein gefunden, und die Schweizer Gebirge, die man so uralt ge- glaubt hätte, schienen ganz jung. ——— *) Der König kehrte am 4. Januar 1823 von seiner italienischen Reise nach Berlin zurück. **) Leopold v. Buch, geb. 1774, † 1853, Geognost. 117