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[   Band 7 Brief 15:    Humboldt an Caroline    Tegel, 19. Junius 1820   ]


bei uns zu sein. Sie kamen gegen 2 und blieben bis zum Abend.
Das Wetter war sehr ungünstig, es regnete alle Augenblick. Doch
benutzten wir einige Sonnenintervalle zum Spazierengehen. Im
Grunde machen sie sich aber daraus wenig. Die Stock *) ging gar
nicht mit. Wir blieben also meist bloß so im Sprechen in Adelchens
Zimmer, das am Abend die meiste Sonne hat. Sie haben un-
endlich viel nach Dir gefragt, beste Seele, und grüßen auf das
herzlichste. Sie gehen noch vor Ende dieses Monats nach Löbichau.
Gestern hat August nach Berlin reiten müssen, weil heute der
Geburtstag der kleinen Prinzessin Elisabeth **) ist. Mit Adelchen
habe ich gestern einen himmlischen Spaß gehabt. Wir hatten die
ersten Kirschen, und Adelheid hatte ihr Kochbuch nachgeschlagen,
ob man die Kirschen vor oder nach dem Käse essen müßte. Das
Orakel entschied vor, ich habe aber doch die Sache anders einge-
richtet. Ich wollte ordentlich, daß Du das gute Kind einmal so
eine Zeit hindurch in ihrer Wirtschaft sähest. Sie mag sich wohl
manche Dinge zu umständlich machen. Aber inkommodieren tut
sie damit niemals, und Du glaubst nicht, wie ordentlich und sorg-
sam sie ist. Mir ist es ganz eigen, so mit den Kindern zu leben,
es ist das erstemal, daß es mir geschieht. Ich komme mir viel
älter vor, und ordentlich manchmal wie Papa mit uns. Es fällt
mir tausendmal ein, nur daß Papa die Zügel des Regiments nie
aus den Händen ließ. Ich bin heilfroh, wenn Du, süßer Engel,
und jetzt Adelheid die Sorge übernehmen wollen. In Rechnungen
muß aber die Kleine viel langsamer als Du sein, sie hat mir noch
nie eine gegeben oder gezeigt. In ihren eigenen Beschäftigungen
liest sie jetzt Millots Universalgeschichte. So unendlich gut, lieb
und verständig die Kinder sind, so wird doch keine so wie Du,
teures Herz, Du bist aber auch ein einziger Schatz auf Erden.

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*) Dora Stock, Tante Theodor Körners.
**) Tochter des Prinzen Wilhelm (Bruder), geb. 1815.

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