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[   Band 7 Brief 1:    Humboldt an Caroline    Berlin, 16. Mai 1820   ]


Du hast schönes Wetter, aber große Hitze gehabt. Ich fürchte, daß
Dich die sehr abgemattet haben wird, und die Tagereisen waren
sehr stark.
Ich habe mich nach Deiner Abreise wieder hingelegt und noch
ein paar Stunden geschlafen. Die Tage sind so allein schon dop-
pelt lang, bei 4 Uhr Aufstehen hielte niemand das Plaisier aus.
Den Mittag war das bewußte Diner. Eichhorn *), den ich
lange nicht gesehen hatte, war auch da. Er hat mir wiederholt ver-
sichert, daß der Staatskanzler mit vieler Achtung von mir spräche,
und wenn man etwas gegen mich anbringen wolle, es zurückweise.
Da einem das auf mehreren Wegen zukommt, muß es wohl wahr sein.
Gestern vormittag waren noch Arnim **), Brederlow, Schier-
städt, Friese und Vincke ***) bei mir. Alle reden davon, nach Tegel
zu kommen, indes wird’s wohl so schlimm nicht werden. Heute gehe
ich nun hinaus. . . .
Ich umarme Dich tausendmal und freue mich aus Deinen ersten
Brief. Umarme die Kinder. Alles grüßt Dich.


2. Humboldt an Caroline                           Tegel, 19. Mai 1820

Ich erwarte mit großer Sehnsucht, liebe Li, Deine ersten
süßen Zeilen. Noch haben wir nichts erhalten, die Zeit
ist aber auch wohl zu kurz, als daß sie hätten bis in diese
Einsamkeit dringen können. Wir sind jetzt schon ganz hier einge-
wohnt, und mein Zimmer ist sehr hübsch. Wie ich herkam, waren

———
*) Joh. Alb. Friedr. v. Eichhorn, geb. 1779, † 1856. Seit 1817 Staatsrat,
von 1840—1848 Kultusminister.
**) Achim v. Arnim, geb. 1781, † 1831, Dichter.
***) Ludw. Friedr. Wilh. Frhr. v. Vincke, geb. 1774, † 1844. Oberpräsi-
dent von Westfalen von 1815—1844.

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