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[   Band 7:    Überblick   ]


mein Leben eigentlich geschlossen,« hatte er seiner Frau schon 1826
geschrieben, und die Devise auf dem Tränenkrug jener Herzogin
von Orleans, die ihn schon vor Jahren — wie eine Vorahnung
der Seele — ergriffen hatte, sie eignete sich nun auch für ihn:
»Plus ne m’est rien, rien ne m’est plus.«
Nicht in dem Sinne einer finsteren Abkehr vom Leben. Er
blieb liebevoll und teilnehmend den Kindern und Freunden zuge-
wendet, aber nirgends ward ihm so wohl als in Tegel, wenn ihn
die tiefste Einsamkeit umfing. Hier lebte er ganz der Erinnerung,
die von jeher so großen Raum in seinem Inneren eingenommen
hatte. Hier schloß sich der Kreis seines Lebens, wie er es immer
gewünscht, in stiller Sammlung. Er begann den Tag mit dem
Ordnen des Briefwechsels, der jetzt vor uns liegt, er endete ihn
mit einem Gang zum Grabmal und einem jener Sonette, die wie
ein dichterisches Tagebuch diese letzten Jahre begleiten.
Er blieb in der gleichen Stimmung, wenn er seinen Brief-
wechsel mit Schiller zum Druck vorbereitete und sich in die Tage
seiner Jugend und der ersten Bekanntschaft mit Schiller zurückver-
setzen ließ. Hatte doch gerade Li dieses Kennenlernen vermittelt.
Humboldts »Vorerinnerung« zum Briefwechsel mit Schiller, die
er im Frühling 1830 schrieb, sowie die Besprechung des letzten
Teils von Goethes Italienischer Reise, die zugleich zu einer Cha-
rakteristik Goethes ward, sind wohl das Schönste und Tiefste von
allem, was er überhaupt geschrieben hat.
Auf dem Gebiet der Sprachforschung gehört das große Werk
über die Kawisprache und dessen Einleitung »Über die Verschieden-
heit des menschlichen Sprachbaus« diesen letzten Jahren an. Wohl
wurde ihm das Arbeiten erschwert durch immer zunehmende körper-
liche Schwäche, aber so groß war die innere Kraft dieses Geistes,
daß alles, was anderen Störung oder Hemmung bedeutet hätte,
für ihn zum Gewinn ward.

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