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[ Band 6 Brief 237: Humboldt an Caroline Berlin, 1. September 1819 ]
einig mit mir. Es kann wohl sein, daß meine Existenz im Dienst wieder zweifelhaft wird. Allein man darf sich nicht davor scheuen, es dahin kommen zu lassen. 238. Caroline an Humboldt Cöln, 3. September 1819 Mein teures Herz! Ich lege bei Graf Solms diese Zeilen bei. Ich bin denn vorgestern hier angekommen. Gestern haben wir den Dom und die Bildersammlung des Herrn Lisersberg gesehen. Den Nachmittag gingen wir nach einer langen Visite, die Solms uns machte, in der Straße spazieren, die auf den Rhein stößt, und abends zur Gräfin, wo wir Tee tranken. Heute früh kam denn der liebe, alte Stein zu mir und blieb bis eine Stunde vor Tisch. Wir haben uns recht ausgeschwatzt und recht viel von Dir. Er ist Dir recht treu ergeben. Es wird hier mit dem Schreiben nichts, ich bitte Dich deshalb sehr um Verzeihung, aber weil ich so sehr matt bin, so kann ich die einzelnen Augenblicke gar nicht benutzen. Ja, sehr matt bin ich, mein Herz, und sehne mich recht nach Ruhe. Ich schreibe bald, wo ich mehr Muße habe denn hier, und ich kann den Augen- blick gar nicht erwarten, wo es nach Hause zu geht. Vergib den dummen Brief. Das Dombild ist einzig schön. An den Kunstsachen habe ich mich überhaupt sehr delektiert und sie mit den unsäglichsten Schmerzen in den Füßen genossen. 605