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[   Band 6 Brief 230:    Caroline an Humboldt     Ems, 7. August 1819   ]


ich die kleine Ergötzlichkeit machen wollen. Das liebe Kind wird
meinetwegen in all den Nestern herumgeschleppt und ist immer so
heiter und lieb und hilfreich. 


231. Humboldt an Caroline                  Berlin, 11. August 1819

Ich war gestern abend in Wallensteins Tod, Eßlair *) ist hier
und spielt den Wallenstein. Ich hatte das Stück nicht bisher
gesehen, und es ist doch das Größeste, was die deutsche Bühne
besitzt, ja in gewisser Art, was überhaupt vorhanden ist. Es ist
eine ganze Welt in dem Stück und in lebendiger äußerer, und der
tiefsten inneren Bewegung, eine Fülle der Gedanken, Ansichten,
Betrachtungen, daß man jedesmal über das Genie erstaunt, das
dies alles hervorbringen konnte. Dann aber verliert man bei der
Vorstellung viel. Denn da man das Stück abkürzen mußte, so hat
man natürlich aus den Szenen des Gesprächs viel weggelassen und
dagegen andere beibehalten müssen, die zur Entwicklung unentbehr-
lich, aber in sich weniger interessant sind. Daher gewinnen die mit
Buttler und dem Festungskommandanten gegen die übrigen eine zu
große Breite. Eßlair spielt offenbar einiges ganz vortrefflich, aber gegen
seine Art, die ganze Rolle auszufüllen, läßt sich manches sagen. Er
hat nicht Würde genug, und in den sehr heftigen Momenten, wie,
wo Wallenstein sich den empörten Regimentern vom Balkon zeigen
will, auch nicht genug Kraft, er überschreit sich dann. Die Rolle
scheint mit Fleck **) untergegangen zu sein.

———
*) Ferdinand Eßlair, geb. 1772, † 1840, berühmter Schauspieler, nament-
lich in Heldenrollen.
**) Ferdinand Fleck, geb. 1757, † 1801, berühmter Schauspieler, dessen
Glanzrolle der Wallenstein war.

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