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[   Band 6 Brief 229:    Humboldt an Caroline    Berlin, 4. August 1819   ]


ist geschehen, ehe der König nach Teplitz ging. Ancillon ist voll
davon, und, wie mir scheint, gut gesinnt. Er hört nicht auf, mir
zu versichern, daß das Wohl des Staats in meinen Händen läge.
Im Ministerium bin ich mit Boyen und Beyme sehr enge ver-
bunden, und wir haben schon einiges verabredet. Witzleben tichtet
und trachtet eigentlich darauf, mir beim König Vertrauen zu
verschaffen. Wittgenstein ist gewiß sehr gegen mich. So steht es
mit kurzen Worten. Ich muß schließen, um diese Zeilen der Berg
mitzugeben. Ich erfahre erst vor einer Viertelstunde, daß sie jetzt
abgeht. Die Berg weiß nichts von dem allen.
Lebe wohl, meine Innigstgeliebte, habe Mut für mich, ich bin
gesund und tätig. Ich imponiere ordentlich mit meiner Gesundheit.
Alle Leute sagen, daß sie mich nie so kräftig gesehen. Dein
Schluß: Die Mädchen und jungen Frauen grüßen ist ungemein
hübsch. Es klingt so reich und frisch, wie ein voller Blumen-
kranz. Umarme sie Alle.


230. Caroline an Humboldt                    Ems, 7. August 1819

Beim Schlusse meines letzten Briefes empfing ich den Deinen,
mein teuerstes Leben. Deine Reisegeschichten haben mich sehr
amüsiert, und es freut mich, daß Du Goethen noch so
ein paar ruhige Stunden gesehen und genossen hast. Ich kann
mir den alten Herrn in seiner Burg recht lebhaft denken.
Manchmal kann es mich so recht schmerzen, daß bei solch
einer reichen Natur das Glück einer uneigennützig ganz sich hin-
gebenden Liebe ihm doch wohl in dem Lauf langer Jahre nicht
geworden ist. Mir ist es immer, als wenn Schiller das aus-
schließlicher zuteil geworden, sich darum auch etwas Heiligeres,

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