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[   Band 6 Brief 229:    Humboldt an Caroline    Berlin, 4. August 1819   ]


wußte, daß er mich am Mittag sehen würde, bewies immer einige
Lust mit mir zu reden. Er sprach von der Schwierigkeit der Zeit,
von den gemachten Versprechungen der Konstitution, eigentlich sehr
vernünftig, gar nicht dagegen, aber natürlich mit Bedenklichkeit und
Vorsicht. Er kam auch auf die Verhaftungen, und wie notwendig
sie gewesen wären. Er sagte aber wirklich sehr gescheut, das alles
läge daran, daß man im Jahre 14 und 15 gleich nach dem Frieden
die Zügel habe zu sehr schießen lassen, was mit von der . . .*)
einiger Personen hergekommen sei. Über die Verfassung habe er
einen Schritt getan. Diesen habe der Kanzler veranlaßt, er, der
König, habe aber nicht dasjenige tun können, was ihm der Staats-
kanzler vorgeschlagen habe. Er müsse genauer davon unterrichtet
werden. Dazwischen viel Schmeichelhaftes für mich über meine
Kenntnisse, Talente und Verdienste. Auch bei Tisch war er
freundlich und scherzte. Die Sache mit dem Entwurf ist folgender-
gestalt gegangen. Der Staatskanzler hat ihn übergeben, ehe der
König den Fall **) machte. Der König hatte ihn einige Zeit liegen
lassen, dann hat er Wittgenstein, Ancillon, Bernstorff, Witzleben
und Albrecht versammelt und sie zu Rate gezogen. Der Staats-
kanzler hat nämlich seinen Entwurf in eine Kabinettsordre gefaßt,
die der König hat unterschreiben sollen. Es sind Entwürfe zu
einer Verfassung gewesen, die der Kommission haben zur unab-
änderlichen Norm dienen sollen. Nach dem Beschluß aller, hat
der König den Entwurf nicht gezeichnet, und man hat eine Kabinetts-
ordre entworfen, in der dem Staatskanzler Vorwürfe gemacht
worden sind, daß er nicht früher gehandelt hat, und wodurch der
König eine Kommission befohlen hat, die unter meinem Vorsitz
arbeiten sollte. Nachher ist das abgeändert, der Vorwurf ge-
mindert und dem Kanzler der Vorsitz gegeben worden. Dies alles

———
*) Abgerissene Stelle.
**) Der König hatte sich durch einen Fall den Fuß verstaucht.

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