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[   Band 6 Brief 224:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 21. Julius 1819   ]


lich längst. Unstreitig kommt der Impuls dazu von Wien, nicht
einmal von Berlin.

                                                           Den 23.
Wenn diese Zeilen auf die Post gegeben werden, liebe Li,
bin ich wirklich fort. Nun sind wir auf volle zehn Wochen ganz
eigentlich getrennt. Werde aber nur gesund und gedenke meiner.
Ich will alles tun, um zu sehen, wie ich es Dir gut bereite. Auch
in meiner öffentlichen Lage muß ich mich doch indes einigermaßen
gebettet haben. Wie es in dieser gehen wird, wissen die Götter.
Es ist kein angenehmes Schicksal, in meinem Alter erst in die
wahre Krise einzugehen und eine ganz neue Laufbahn zu beginnen.
Warum aber, süßes Kind, soll mit mir alle Heiterkeit ver-
schwunden sein? Die liebe Adelheid hat sehr hübsch am Abend,
ehe ich wegging (Du warst nicht im Zimmer), gesagt: »Die Mutter
ist auch heiter und witzig, wir werden auch lachen, freilich jetzt
mehr, weil jetzt zwei sind.« Suche ja die Langeweile etwas abzukürzen.
Ich will jetzt zu Bett gehen, Ihr werdet wohl auch dabei sein.
Es ist gleich 10, und wir haben gewiß beide eine gleich herzliche
Freude, wenn der Tag vorüber ist.
Caroline grüßt Dich. Ich war noch bei ihr. Es kamen
aber ungeheure Leute zu ihr, eine alte Frau von Döberitz aus
Pommern, die mich, wie ich kaum 14 Jahre alt war, gekannt hat.
Ihr Mann hatte Podagra, und ich habe von ihm zuerst gelernt,
daß man deshalb in Bäder geht. Das war damals eine Haupt-
und Staatsaktion! Wie sich die Zeiten ändern und die Beine
immer dieselben bleiben. Der gute Mann ist übrigens jetzt tot.
Mein Kaffee ist gar nicht gut hier, und wo ist die Heiterkeit
und das süße Glück, mit Dir und den lieben Kindern zu sein?
Alles liegt jenseits des Septembers. Lebe wohl!

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