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[ Band 6 Brief 207: Humboldt an Caroline Frankfurt, 25. Mai 1819 ]
das einzige, was seit dem Kriege Preußen große Ehre macht. Auch ist es die Bewunderung beider Kaiser und aller sie beglei- tenden Militärs gewesen. Der General Aster, der mit Thielmann Torgau verließ, hat die Direktion des Baues, ein überaus ge- nialischer und einfacher Mann. Man sieht nichts Schöneres, auch im Detail der Mauern. Es gleicht den Werken der Alten. Aster macht eine Art Mauer in lauter Bögen übereinander, die aber alle geschlossen sind, die Albrecht Dürer, der auch über Festungsbau schrieb, vorgeschlagen hatte, die aber nie im großen ausgeführt worden war, und welche viel sicherer ist. Bloß in den Bädern von Trier sah ich sie, sonst in keinem alten Gebäude, soviel ich mich er- innere. Es war aber eine furchtbare Hitze, und ich weiß noch nicht, wie Stein, der zehn Jahre älter ist als ich, es aushielt. Wir haben jetzt 24 Grad Hitze und darüber im Schatten. Meine Nase ist von der Partie ganz abgeschülfert. Bei Stein lebt man immer unter freiem Himmel, und so zivilisierter Teint wie meiner, verträgt die wilde Luft gar nicht. Stein versichert aber, die braungebrannten Backen stünden mir viel besser, und alle Menschen finden mich noch gesünder als gewöhnlich aussehend. Ich habe mich wirklich nie wohler und kräftiger gefühlt. Möchte ich Dir nur diese Gesund- heit mitteilen können! Ich wollte so herzlich gern, geliebteste Seele, Deine Krankheit abnehmen. — Um 2 aßen wir mit Pfuel und Schlosser, sonst mit niemand, bei Ingersleben *), und nach Tisch fuhren wir nach Nassau zurück. Die Pfuel sah ich nur einen Moment, sie ist wohl und vergnügt. Die Kinder sind allerliebst, merkwürdig schön. ——— *) Oberpräsident der Rheinprovinz, geb. 1764, † 1831. 549