< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 178: Humboldt an Caroline Frankfurt, 12. Februar 1819 ]
Ohne es zu wagen, Ihren Entschlüssen vorzugreifen, fühle ich mich aus Interesse für Sie und für die in Rede stehende Sache, sowie in der Überzeugung, daß Sie der Mann sind, der uns in der kri- tischen Zeit not tut, verpflichtet, folgendes zu bemerken. Nachdem, was E. in dem zweiten Schreiben an mich ausgesprochen haben, werden Sie nicht leicht den Forderungen der Kabinettsordre, sich augenblicklich und bestimmt zu erklären, unbedingt Genüge leisten können. Wenn es aber nur zu gewiß zu sein scheint, daß eine zweite ausweichende Antwort Ihrerseits hier den ungünstigen Ein- druck vermehren würde, den die erste erzeugt hat, so glaube ich nur den einzigen Ausweg darin zu finden, daß Sie auf das Schleu- nigste herkommen und Ihre Antwort mündlich bringen. Ihre Gegenwart wird manches anders stellen. Die Ihnen jetzt vom Schreibtisch den Krieg erklären, werden Ihnen gegenüber nicht den Mut dazu haben. Sollte es nicht möglich sein, Ihre jetzigen Ge- schäfte um 14 Tage aufzuschieben? Ich muß diese Bemerkungen Ihrem höheren Ermessen anheimstellen, nur bitte ich Sie dringend, weisen Sie den Antrag nicht geradezu ab. Ich denke es mir nicht unmöglich, daß man gerade so etwas will, um der Welt sagen zu können, man habe Ihnen einen, und zwar den wichtigsten Verwal- tungszweig angeboten, und Sie hätten dies, ohne nähere Kenntnisse davon zu nehmen, zurückgewiesen. Sehen E. in allem, was ich Ihnen sage, nur den Ausdruck eines offenen Charakters, dem es wahrhaft um das Gute zu tun ist. Mit. . . .« Dieser Mensch ist trefflich, das wirst Du auch finden, und es ist merkwürdig und mir sehr lieb, daß mir gerade von denen, zu denen er gehört, immer das meiste Vertrauen und die festeste Anhänglichkeit bewiesen wird. Ehe ich dies noch schließe, bekomme ich wieder eine Estafette von Rother, der mich auch zu kommen drängt. Er schreibt sonst nicht das Allermindeste. 482