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[ Band 6 Brief 178: Humboldt an Caroline Frankfurt, 12. Februar 1819 ]
daß derselben die Verwaltung, ohne Blößen zu geben, in voll- kommener Einheit und Kraft gegenüberstehe. Dies nun, muß ich E. M. gestehen, wird durch die gegenwärtige Organisation des Ministeriums (wobei ich natürlich gar nicht von den Personen, sondern allein von der Dienstverteilung rede), statt dadurch erleichtert zu sein, wirklich erschwert. Wenn E. M. diese Äußerung von mir gewagt finden, so muß ich Sie bitten, mir dieselbe wegen der, meiner tiefsten Überzeugung nach, in den inneren und äußeren Verhältnissen höchst dringenden Lage des Staats, die jeden Diener E. M. zu rückhaltloser Freimütigkeit auffordert, zugute zu halten. Die Zahl der wirklich verwaltenden und im Ministerio stimmenden Minister ist seit kurzem ungewöhnlich groß geworden; drei wichtige Ministerien, das Justiz-, Finanzministerium und das des Inneren sind jedes zwischen zwei Minister geteilt, ohne daß diese Teilung als in dem Geschäft notwendig erscheint, da sie bisher in E. M. Staaten wie in den meisten Ländern ver- einigt waren. Aus dieser Teilung, welche auch die Verwaltung bedeutend kostbarer macht, entstehen innere Kollisionen, welche dem lebendigen Zusammenwirken Hindernisse entgegensetzen. Es muß daher einem so zusammengesetzten Ministerio schwerer werden, in gehöriger Gleichheit der Grundsätze gemeinschaftliche Maßregeln zu nehmen, zu welcher jeder einzelne mit gleicher Wärme mitwirkt, worauf allein die eigentliche Stärke eines Ministeriums beruht. Ich muß hier, weil, ohne meine Schuld und mit vielen Mißdeu- tungen, davon die Rede gewesen ist, erwähnen, daß, wie E. M. aus den damaligen Verhandlungen ersehen haben, bei den Beratschlagungen des Staatsrats im Jahre 1817 sich zwischen einigen der jetzigen Minister und mir, insofern mich E. M. der damals errichteten Kommission beigesellt hatten, und ich die Meinung der Mehrheit meiner Kollegen teilte, über sehr wichtige Gegenstände, und unter anderem über die Ursache der zu bedeu- 476