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[   Band 6 Brief 173:    Caroline an Humboldt     Rom, 30. Januar 1819   ]


Du hast jetzt so blauweißes Papier, süßes Herz, und das
durchschlägt. Da Du nun sehr eng schreibst und meist mit
stumpfen Federn, so schwimmen einem die Augen im Meer des
Möglichgeschriebenen herum. Ich zweifle, teures Wesen, ob jemand
anders als ich seine Neugier an Deinen Briefen befriedigen kann,
Du mußt mir schon den Scherz erlauben, geliebtestes Herz, und
nicht böse sein. Wie so gern entziffere ich sie!


174. Humboldt an Caroline                 Frankfurt, 31. Januar 1819

Der Staatskanzler war krank. Die Zeitungen sprechen selbst
von Fieber. Bernstorff sah ihn einige Tage nicht. Ob
aber dies Übelbefinden noch fortdauert, ist eine andere
Frage. Er geht physisch und moralisch unter, und ich sehe ordent-
lich wie einer aus, der recht eigentlich über das Meer gekommen
ist, ihm seinen Platz enge zu machen. Der Himmel weiß, daß
keine Absicht dabei war. Daß ihn aber die Not, in die mein
Kommen nach Deutschland ihn versetzt hat, sehr angegriffen hat,
davon bin ich überzeugt. Der Hiesige sagt mit Recht, daß meine
Berufung selbst ein abgenötigtes Geständnis von dem Staatskanzler
ist, daß es mit ihm aus ist.
Du hast sehr gut getan, den Leichenzug der Königin von
Spanien zu sehen. Das muß ja das Wunderbarste von der Welt
sein, die Kardinäle zu Pferde, und sie offen (so verstehe ich) mit
Krone und Szepter, wie eine Kartenkönigin. Du hast Dich ihr,
denke ich, in Madrid nicht vorstellen lassen. Es war keine schöne
Dame, und im Paradiese möchten es die Leute auch zu lebhaft
mit ihr finden. Wie banal und oft gesagt es auch sein mag, so
finde ich immer etwas Großes und Hohes darin, wenn ein Leichen-

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