< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 170: Humboldt an Caroline Frankfurt, 25. Januar 1819 ]
ein und derselbe Minister mit den Landständen verhandeln? und wo es für jetzt nur Provinzialstände gibt, wie kann dies alsdann das Geschäft eines Mitglieds des Staatsministeriums in Berlin sein? Sollte aber die Absicht des Staatskanzlers, der vermutlich die Kabinettsordre abgefaßt hat, dahin gegangen sein, daß ich, nach einer von meinen Vorschlägen unabhängigen Konstitution, der be- ständige Advokat des Ministeriums bei den Ständen sein sollte, so fühlen E., welche entscheidende Wichtigkeit wieder die Einheit in den Grundsätzen im Ministerium erhalten würde. Unter keiner Bedingung der Welt würde ich mich zu einem solchen Verteidiger von Maßregeln machen, die sehr leicht meiner eigenen Überzeugung entgegenlaufen könnten. Ich führe übrigens dies nur an, um E. die Unmöglichkeit zu beweisen, in der ich mich befunden habe, schon hier den mir angetragenen Posten anzunehmen. Da mir alles daran liegen muß, daß der König mich bei diesem Aufschube nicht unrichtig beurteile, so überlasse ich mich mit unbeschränktem Ver- trauen dem Interesse, welches E. an der Sache und gütigerweise an mir nehmen. . . . 3. An den Staatskanzler: Ich habe Ihr gütiges Schreiben vom 16. später erhalten, als es hätte eintreffen sollen, und die dem- selben angeschlossenen Piecen, die mir einen so ausgezeichneten Be- weis des Vertrauens des Königs geben, mit der größten Aufmerk- samkeit erwogen. Ich füge diesem Schreiben meine Antwort nebst der Abschrift bei. Eure Durchlaucht werden aus der letzten er- sehen, welche Erklärung ich dem König gemacht habe. S. M. werden gewiß billigen, daß ich nicht unbedachtsamerweise einen Schritt tue, von dem, nach der mir zugedachten Stellung, ein Teil der Wohlfahrt des Staats und meine ganze Reputation abhängt. In demjenigen, was Sie, liebster Fürst, von Anklage in Ihrem Briefe sagen, muß wohl ein Mißverständnis liegen. Wenn zu Geschäften berufene Personen nicht gemeinschaftlich das nämliche 451