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[ Band 6 Brief 152: Caroline an Humboldt Rom, 28. November 1818 ]
lungen an, und er hat sich, wie mich dünkt, sehr verraten, indem er sich so sehr gegen Dein Auftreten dort erklärt hat. Eine große Charakterschwäche leuchtet aus allem, was Du mir schreibst, seiner- seits hervor, Altersschwäche außerdem. Stein kann ich mir denken, ich fürchte aber, daß er mit seiner Heftigkeit mehr verdirbt als nützt. Bernstorff bedaure ich eigentlich. Il s’est mis dans de mauvais draps. 153. Caroline an Humboldt Rom, 1. Dezember 1818 Ich habe gestern Deinen lieben Brief vom 10. November bekommen, mein teuerstes Herz. Ich danke Dir für alles, was Du mir sagst, und habe einen ziemlich klaren Begriff Deiner Lage und Deiner Verhältnisse. Die Anerbietungen des Chefs *) des Palästinastroms halte ich alle für trügerisch und bloß in der Absicht gemacht, Zeit zu gewinnen. Er hat eine unbedingte Furcht gegen Dich. Er wähnt, daß Du ihn entweder noch bei Lebzeiten aus dem Sattel heben willst, oder er fürchtet das Kon- trastierende, was seine Verwaltung im ganzen mit dem Gang haben würde, den Du einem, dem Departement geben würdest, dem Du vorständest. Er hat eine Art Gewissen seiner Nachlässigkeit, das ist wohl ausgemacht. Ich habe sehr lachen müssen über unseres guten alten Stein Behauptung, daß Du mir unbedingt folgen müßtest. Nein, süßes, geliebtes Herz, darin hat er unrecht. Du verstehst die Dinge viel besser. Das Einzige, glaube ich, wovor Du Dich hüten mußt, ist, nicht zu weit in der Besorgnis zu gehen, Deinen Namen zu kom- promittieren. Mit dem Bewußtsein, das Du in Dir trägst, darfst ——— *) Hardenberg. 394