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[ Band 6 Brief 151: Humboldt an Caroline Aachen, 27. November 1818 ]
dazwischen könne der bittre Tod kommen, und dann sei es doch jammerschade, das Kapital nicht genossen zu haben. Bei allem diesem ist das Beruhigende, daß seine Existenz wirklich auch mir vollständig gesichert scheint. Was er aber immer für Geld ausgibt, ist entsetzlich. Der Staatskanzler hat mit Alexander vor dieser Abreise noch eine sehr lange und sehr liebreiche Unterredung vorzüglich über mich gehabt. Er hat ihm gesagt, er könne noch einen großen Dienst leisten, indem er mich beredete, eine Stelle im Ministerium und zwar die eines Ministers der Rheinprovinzen (dies bleibt ganz unter uns) anzunehmen. Wollte ich das nicht, so könnte ich auch viel- leicht das Ministerium des Innern haben, doch sei das viel schwieriger. Er hat nicht aufgehört, bei dieser Gelegenheit von seiner Liebe zu mir zu sprechen, hat Alexandern umarmt usf. Hernach hat der, den Du in Wien kennen lerntest *), Alexandern in eben der Art gesprochen, gesagt, wenn ich nicht ins Ministerium käme, würde ich von den Unzufriedenen gebraucht werden, das würde der Staats- kanzler nicht ertragen, er würde vor Schmerz darüber sterben. Bei so viel Sentimentalität hätte ich in Briefen und während meines Aufenthaltes in England ein freundschaftlicheres Betragen erwarten können. Der Staatskanzler selbst hat mir gesagt, er müsse noch ein ausführliches Gespräch mit mir haben. Ich werde bis zum letzten Tag hier warten, daß er mich dazu einladet, dann aber allerdings es verlangen. Die Bestimmung nach den Rheinpro- vinzen nehme ich nicht an. Alexander war zwar sehr dafür, und allerdings hätte sie viel reizende Seiten. Aber es ist eine Stellung, die niemand aushalten kann, wie die Dinge jetzt stehen. Selbst wenn man mir die ausgedehntesten Vollmachten geben wollte, die je ein Mensch gehabt hat, so müßte ich notwendig in die allerun- angenehmsten und gefährlichsten Kollisionen kommen. Ein Teil ——— *) Koreff. 392