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[ Band 6 Brief 150: Humboldt an Caroline Aachen, 24. November 1818 ]
Menschen, meist Franzosen, deshalb arretiert, aber lauter so obskure Namen, daß man daraus nichts entnehmen kann. Alle Anzeigen darüber kamen aus den niedrigsten Kneipen her. Auf jeden Fall ließe sich wohl etwas Wahnsinnigeres nicht denken. Rother und Eichhorn sind nach Berlin zurückgegangen, beide sind mir durchaus zugetan. Bernstorff fährt fort, mit mir und Alexander über die Notwendigkeit zu reden, daß ich ins Mini- sterium komme, soll aber, wie Alexander, der überhaupt jetzt unbe- zahlbar ist, behauptet, mit einer Mutlosigkeit von seiner Lage sprechen, die alles übertreffen soll. Sie mag wohl in diesen letzten Tagen zugenommen haben. Obgleich am Tisch des Staatskanzlers selten über ernsthafte Dinge gesprochen und noch seltener gestritten wird, so ist die Spannung doch nur zu sichtbar, und Bernstorff muß fühlen, daß da seine Lage nicht die angenehmste sein kann. Was ich am meisten zu bedauern finde, ist, daß es ihm an aller Leben- digkeit zu fehlen scheint, an dem aktiven Mut, dem die Schwierig- keit zum Reiz und zum Anstoß wird, an der inneren Tätigkeit, die Plane macht und im Augenblick des Handelns und Entschließens aus sich selbst Kraft schöpft. Sonst ist er sehr gut. Allein bei uns und jetzt wird man ohne jenes nicht leicht durchkommen, und die Nemesis, sich als Fremder in eine Nation eingedrängt zu haben, die keine Fremden braucht, wird auch nicht schlafen. Doch ist »ein- gedrängt« zu viel. Er hat sich vielmehr in einem unbewachten Augenblick überreden lassen. Da jetzt wieder viel davon gesprochen wird, daß ich ins Mini- sterium kommen müsse, und ich hier Muße habe, so habe ich es mir vielfältig überlegt und bin sehr fest darin geworden, daß ich nicht anders hineingehe als unter den drei folgenden Bedingungen: 1. Daß die beiden Personen nicht darin sind, die ich schon ehe- mals bezeichnet habe. Dies kann persönlich erscheinen, ist aber in der Tat unumgänglich notwendig. Auch außer den beiden sind 386