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[   Band 6 Brief 145:    Humboldt an Caroline    Aachen, 10. November 1818   ]


er in London, sie auf der Insel Wight. Bei der Nachricht daß
es gefährlicher würde, verfiel er in ein hitziges Fieber, indes starb
sie, und wie es nun heißt, vermutlich aber nicht ist, in einem An-
fall von Raserei hat er die Tat begangen. Die Tochter saß an
seinem Bett, ging weg, ließ ihn einige Augenblicke allein, und er
sprang auf und griff zum Messer. Du siehst, daß weder die
Tochter ihn verlassen, noch er dies abgewartet haben würde, wenn
er nicht bei Verstande gewesen wäre. Er war ein Mann zwischen 50
und 60 meine ich, sie hatten erwachsene Kinder, die Frau (ich habe
bei ihnen manchmal gegessen) mußte sehr schön gewesen sein, und
er liebte sie außerordentlich. Er schien aber sonst der kälteste und
ruhigste Mensch. Es ist gewiß ganz recht, daß man sich nicht
lange überlebt, allein das Gewaltsame hat doch immer etwas
Schauderhaftes, es ist, als traute man nicht der eigenen Kraft des
Schmerzes. —
Lebe wohl, innigst geliebtes Herz. Ewig Dein H.


146. Humboldt an Caroline                     Aachen, 13. November 1818

Ich war gestern morgen beim König, etwa eine starke
Viertelstunde lang und allein. Er war überaus freund-
lich und hat mir mehr Schmeichelhaftes gesagt als ich
mich je erinnere, von ihm gehört zu haben. Er fragte mich erst
nach einigen Dingen, die mein nächstes Geschäft in Frankfurt be-
treffen, dann sagte ich ihm, daß ich dringend wünschte, nicht nach
London zurückzugehen. Er lobte außerordentlich die Art, wie ich
mich dort benommen hätte, mein gutes Vernehmen mit dem Prin-
zen-Regenten und den Ministern, sagte, daß es für die Geschäfte zu

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