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[ Band 6 Brief 144: Humboldt an Caroline Aachen, 4. November 1818 ]
gebrauchen und ihre Machinationen hinter meinem Namen ver- stecken. Diese Grillen, da sie wirklich nur das sind, werde ich leicht durch Offenheit vertreiben können, aber darum ist doch auf den Mann in seiner jetzigen Lage kein Verlaß. Er ist — das ist das einstimmige Urteil — von einer unbegreiflichen Schwäche. Einen Plan mit mir hatte der auch sehr unzufriedene Palästinastrom *) gehabt. Ich sollte in London Gesandter bleiben, aber einen be- ständigen Chargé d’affaires bei mir haben, und so oft und so lange ich wollte ohne Anfrage weggehen, in Berlin und beim Staatsrat sein können. Ist so etwas erhört? Was man alles für ungeheure Pläne ausheckt, um einen einfachen einzelnen Menschen, wie ich bin, nicht gefährlich werden zu lassen! Davon kann natürlich nicht die Rede sein. Dagegen bietet man mir vermutlich an, daß ich soll, wie ich will, jetzt nach Berlin gehen können, wenn ich in Frankfurt fertig bin, aber daß ich meine Stelle in London und mein Gehalt behalten soll. Dabei beabsichtigt man zweierlei. Erstlich mich durch die Besoldung in der Abhängigkeit zu erhalten und zweitens mich bei dem ersten Vorwande einer Unterhandlung nach London zurückschicken zu können. Aber man fängt mich nicht. Mit der Ernennung Bernstorffs ist’s, wie Dir Nibbio gesagt hat. Die erste Idee ist dem Kanzler fremd. Indes ist keine Nöti- gung dabei gewesen. Der arme Bernstorff ist übrigens schon jetzt sehr gedrückt und sieht ein, daß er gefehlt hat. Er hat sich gar keine Bedingungen gemacht, ist bis jetzt wie eine Null und kennt schlechterdings nicht, wie seine Lage sein wird. Er muß sie erst nun in Berlin schaffen. Auf dem Kongreß hier ist nach aller Ur- teil unsere Gesandtschaft so gut als nicht da. Keine Arbeit ist von ihr ausgegangen, kein Wort, als in einigen Geldarrangements, von ihr gefallen. Jeder macht heimlich, und zum Teil laut, die Bemerkung, daß es auf den vorigen Kongressen anders war. Ge- ——— *) Jordan, Staatsrat. 366