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[ Band 6 Brief 129: Humboldt an Caroline London, 29. September 1818 ]
129. Humboldt an Caroline London, 29. September 1818 In meinen Angelegenheiten ist nichts vorgefallen als Zei- tungsartikel, die aber mich nicht nennen. Viele über Bern- storff; immer der alte Refrain, man sei mit seiner Er- nennung unzufrieden, da er ein Fremder sei, und bekannte fähige Personen zu der Stelle dagewesen wären, allein gegen seine Person habe man nichts. Ein Artikel in der Allgemeinen Zeitung ist albern genug. Er spricht wieder davon, daß Bernstorff Vizekanzler sein würde, und setzt hinzu, daß im äußeren Benehmen nur er Harden- bergen ersetzen könne (dies ließe sich schlecht kommentieren), und daß jetzt alle Erwartungen wegen der Konstitution auf ihn gerichtet wären. Bernstorff ist wirklich zu bedauern, wenn er diesen Er- wartungen entsprechen soll, und der Preußische Staat auch, wenn er das, was ihn am innerlichsten angeht, von außenher bekommen soll. Alexander ist vergnügt und wirklich sehr liebenswürdig. Er geht in seiner gewöhnlichen Tätigkeit sehr viel herum und ißt gerade jetzt auch ein paar Tage nicht bei mir. Sonst sind wir meistenteils zusammen. Ich habe, geliebte Seele, Deinen Brief vom 8. bekommen. Es hat mich tief gerührt, daß Du, armes Kind, sagst, daß Du Dich an Deinen leidenden Zustand, da Du selten ohne Schmerzen bist, nach und nach gewöhnst. Ich hege auch die Hoffnung, daß, wenn Du diese Periode überstanden hast, Du wieder ganz stark und blühend von Gesundheit werden wirst, ich habe sogar eine voll- kommene Zuversicht dazu, da Du wirklich eine der vollkommensten Naturen an Körper, Geist und Gemüt bist, die je geboren worden sind. Ich denke eigentlich, die vollkommenste aller und wahrhaft einzig. Es mag wohl eine Täuschung bei einem gewissen Grade der Liebe und augenblicklich geben, allein die wahre, das ganze Wesen durchdringende Liebe und in der Länge der Jahre, gibt 325