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[   Band 6 Brief 127:    Humboldt an Caroline    London, 25. September 1818   ]


dem erträumten Sonnenblick der Gegenwart hindurchgegangen. Mir
ist das Gefühl so schmerzlich und drückend, wie es jedem ist und
sein muß, der an seinem guten preußischen Namen hängt, und gott-
lob, noch ist mir niemand vorgekommen, der nicht ebenso dächte.«
Es ist wirklich eine sehr hübsche Stelle, eine wahre und edle Empfin-
dung auf eine ergreifende und natürliche Weise ausgedrückt.
Von wo ich sonst Nachrichten habe, ist das Urteil immer das-
selbe. Es ist wirklich unbegreiflich, wie sich der gute Bernstorff
hat dazu hergeben können. Es ist überhaupt eine sonderbare Ma-
nier, in einem fremden Lande auf einmal Minister zu werden. Ich
habe keinen Begriff, wie man es anders kann, als wenn man das
innere Gefühl hat, am Wohl dieses Landes und dieses Volkes ar-
beiten zu wollen. Wie kann einem aber diese Empfindung kommen,
wenn man neu ist und ein eigenes Vaterland hat, und mag immer
Bernstorff ein Deutscher sein, da seine Güter in Mecklenburg liegen,
so war Dänemark durch den Ruhm und den Namen seines Vaters
und seine Dienstlaufbahn doch sein Vaterland, und er wird immer
ein Däne heißen, und man wird es auch da, wo er herkommt, nicht
dankbar nennen, daß er nicht selbst ferner so heißen will.
Ich war gestern mit Alexander beim Prinz-Regenten. Er
nahm uns ganz allein und im Frack an und behielt uns über eine
Stunde bei sich. Du glaubst nicht, wie freundschaftlich er über
mich, mit mir, und über mein Weggehen gesprochen hat, noch beim
Weggehen bedauert, daß er wegen des Zustandes der Königin *) den
Bruder seines Freundes nicht so aufnehmen könne, als er gewünscht
hätte, kurz, die ausgesuchtesten Aufmerksamkeiten und Freundschafts-
äußerungen. Die Königin ist, kann man sagen, in jedem Augen-
blick im Sterben, aber sie lebt schon im Grunde Monate so. Sie
hat entschiedene Brustwassersucht, vermutlich noch bestimmter im
Herzbeutel. Sie kommt schon lange nicht mehr von ihrem Stuhl

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*) Vgl. S. 44.

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