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[ Band 6 Brief 126: Humboldt an Caroline London, 22. September 1818 ]
antwortet hat, sieht man, daß er diesem das Aufhalten des Briefes doch fühlbar machen wird. Der Staatskanzler wird die Briefe diesmal übergeben müssen, und mag er immer vielleicht wieder seinen neuen Plan für mich aus Verdruß fallen lassen. Es ist mir ganz einerlei. Mein letzter Brief hat mich gegen ihn ganz ausgesprochen. Er mag nun sehen, ob wir weiter zusammengehen können. Goltz aus Paris schreibt mir auf einmal einen langen eigen- händigen Brief, bedauert, daß ich den Dienst verlassen will und erwähnt der unerwarteten Ernennung Bernstorffs. Jordan soll sie, schreibt er, erst bei seiner letzten Durchreise durch Frankfurt erfahren haben. Alexander versichert zu wissen, daß Bernstorffs Ernennung in Berlin und am Rhein sehr übel aufgenommen sei, es ist wirklich unbegreiflich, wie sich ein sonst verständiger Mann hat in diese Lage begeben können. Alexander ist vorigen Sonnabend (heute ist Dienstag) ziemlich spät hier angekommen, und ist wirklich sehr liebens- würdig. Der kleine Mr. Valenciennes *) unbedeutend, aber un- schädlich. Alexander wird bis zum 20. Oktober ungefähr bleiben. Er hat fast mehr als das letztemal seine gewöhnliche Lebendigkeit, und es ist mir sehr lieb, ihn hier zu haben, ob er mich gleich ge- hindert hat, aufs Land zu gehen. Gestern aß Rothschild bei mir, der ein ganz roher und ganz ungebildeter Mensch ist, aber sehr viel Verstand und für das Geld wirklich Genie hat. Den Major Martens, der auch hier aß und immer alles Französische lobte, hat er einige Male himmlisch ab- geführt. Unter anderem apitoyierte sich Martens auf eine albern sentimentale Weise über das Unglück der Kriege und die vielen Gebliebenen. »Ach,« sagte Rothschild, »wenn die Leute nicht alle gestorben wären, Herr Major, wären Sie ja vermutlich noch Tam- ——— *) Achille Valenciennes, geb. 1794, † 1864 als Professor der Zoologie. Mitarbeiter Cuviers. 320