< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 126: Humboldt an Caroline London, 22. September 1818 ]
für Dich werde leben können, und daß mich selbst meine Geschäfts- lage daran weniger hindern wird. Überhaupt wird es sich bald entscheiden, ob ich tiefer hinein oder mehr herauskomme, und ich glaube das letztere. Die Elemente, mit denen ich mich mischen müßte, sind zu ungleichartig mit mir, und die mir eigentümliche Art des nicht nachgebenden und auch wieder nicht durch lautes Entgegensetzen Spannung und Streit erregenden Widerstrebens löst nach und nach ab. Glaube mir, daß es nichts schadet. Bei manchen brauchbaren Eigenschaften, die ich dazu habe, bin ich doch nicht für das äußere Wirken geboren. Man muß dazu eine bestimmtere und mehr elastische Kraft haben und auch mehr in der Wirklichkeit befangen sein. Ich habe eine Antwort vom König erhalten, allein nur auf die Stelle meines unmittelbaren Briefes an ihn, des französischen. Sie lautet so: »Ich kann das Ihrem Schreiben vom 13. v. M. angehängte Gesuch um Ihre Zurückberufung in diesem Augenblick nicht bewilligen, behalte mir aber vor, bei der Zusammenkunft in Aachen mit dem Staatskanzler Rücksprache darüber zu nehmen und Ihnen alsdann meinen weiteren Beschluß zu eröffnen. Ich bedaure übrigens sehr, daß Krankheit Ihrer Frau von der Wiederholung Ihres Gesuchs die Veranlassung ist. Berlin, 2. Sept.« Ich bin mit diesem Brief sehr zufrieden. Erstlich ist der König höflicher als der Staatskanzler, denn er bedauert doch, daß Du krank bist, und geht in die Lage ein. Dann ist es sehr viel, daß er geantwortet hat. Ich erwartete es gar nicht, und es muß sein eigener Antrieb gewesen sein, weil mein Brief, der einen von der Herzogin von York enthielt, keiner von denen war, die ihm Albrecht *) vorlegt. In der Sache konnte ich nichts auf dem Wege erwarten. Er wußte ja gar nichts von meinem Gesuch und mußte natürlich mit dem Staatskanzler sprechen. Allein schon daraus, daß er ge- ——— *) Geheimer Kabinettsrat Friedrich Wilhelms III. 319