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[ Band 6 Brief 121: Humboldt an Caroline London, 11. September 1818 ]
Ich kann Dir in diesem Augenblick nicht sagen, welche Partie ich ergreifen werde. Nur soviel schwebt mir dunkel vor. Den Vorschlag einzugehen, daß der König meinen alten Brief gar nicht sieht, und ich ein bloßes Urlaubsgesuch mache, tue ich nicht leicht. Ich kann es selbst kaum, da ich dem König direkt von meinem Briefe vom April ge- schrieben habe. Auf der anderen Seite das Mittel, das mich schnell hier fortbringen kann, aufzugeben, wäre auch nicht klug. Ich muß also einen Mittelweg finden. Vermutlich schreibe ich einen zweiten Brief an den König, nicht an der Stelle des alten, sondern als Zugabe dazu, um die Idee zu benehmen, daß ich außer Dienst gehen will. Ich kann Dir nicht beschreiben, wie unendlich mich die Art ärgert, wie der Fürst die Sache nimmt. Was ich auch sagen mag, so spricht er von retraite und von den Wissenschaften. Dabei tut er, als nähme er nichts übel, ist immer anscheinend freundlich und redet von den besten Absichten. Auseinander wird und muß die Sache kommen, und der König wird erfahren, wie sie zusammen- hängt. Allein es kann aus allem dem Trödeln herkommen, daß ich noch monatelang hierbleiben muß. Auch der Aachener Kon- greß ist mir jetzt im Wege. Wie soll ich einen Urlaub verlangen, solange er dauert? Es sähe ja aus, als hätte ich es nicht lassen können, dort zu sein. Der Inhalt von Rothers Brief ist gar merkwürdig. Welche Anstellung wieder! Und zugleich siehst Du das eigenmächtige, gegen alle gleich mißtrauische, vor allen gleich heimlich handelnde Wesen. Findest Du nicht auch in dem Brief, den ich Dir abgeschrieben, sichtbare Spuren des Alters? Mir kommt es so vor, doch vielleicht irre ich mich. 300