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[ Band 6 Brief 104: Humboldt an Caroline London, 21. Julius 1818 ]
wissen noch zu reden, und die leere Irritation unserer politischen Schriftsteller, oft mit so unlauteren Nebendingen verbunden, wird nur dadurch zum Schweigen gebracht werden, daß tüchtige und wahrfühlende Menschen sich offen über ihre Lebensverhältnisse besprechen, in der Hoffnung, verstanden zu werden. Nur wenn man die Worte verschließen wollte, würden die gährenden Stoffe das Gefäß zersprengen.« Ein andermal kommt vor: »Wäre es der Sinn der Staaten- lenker, der Atalanta goldene Äpfel hinzuwerfen, laufen hätten die Völker doch nun gelernt.« Endlich eine Stelle über St[ein]: »Unser trefflicher St. ist in Liebe des Rechten und Edlen immer sich gleich, und deshalb der liebenswürdigste Umgang; aber die Wirklichkeit schwankt in ihren Umrissen in seinen Ansichten wie bei dem Dichter, und deshalb ist seine Meinung ein wandelnder Proteus, bald lodernde Flamme, oder rauscht als Baum in die Wolken und bringt daher keine Früchte hervor.« Zum Teil ist das allerdings wahr, allein St. will und soll ja auch jetzt nicht selbst Geschäfte machen und handeln. Und Handelnde durch die höchsten Ansichten zu lenken, Ziel und Abwege ermahnend und warnend anzugeben, eine Art Leuchtturm zu sein, der den Hafen zeigt, wenn er auch freilich nicht selbst hineinführt, dazu ist er mehr als irgendein anderer und auch jetzt vollkommen gemacht. Goethen soll Kotzebue *) ganz von Weimar nach Jena ver- scheucht haben, womit denn alle Annehmlichkeit, die Weimar noch hatte, untergegangen ist. Adolph [von Wolzogen] ist in Frankfurt, vermutlich mit dem Onkel, der dort zur Organisation des Bundesmilitärs hingeschickt ist. Es soll aber da ziemlich verkehrt hergehen und nicht viel daran fehlen, daß sich nicht ein sogenannter reindeutscher Bund unter ——— *) August Friedrich Ferdinand v. Kotzebue, geb. 1761, † 1819. 257