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[ Band 6 Brief 101: Humboldt an Caroline London, 14. Julius 1818 ]
und wäre das Gegenteil, wenn ich ihn nunmehr annehmen wollte. Daß Caroline *), von der ich auch einen Brief habe, ganz für Frankfurt ist, sagte ich Dir wohl schon. Kunth bittet mich sogar, mich nicht in ein zu schneidendes Dilemma zu setzen, entweder alles aufzugeben oder in Berlin angestellt zu sein. Allein ich folge diesmal nur unserer Meinung, Deiner, meine inniggeliebte Seele, und meiner eigenen, und nehme Frankfurt auf keine Weise an. Das ist indes immer möglich und dagegen könnte ich nichts sagen, daß ich auf einige Zeit nach Frankfurt gehen muß. Du weißt, daß die Geschäfte, die ich dort außer dem Bundestag hatte, bei meinem Weggehen noch nicht geendigt werden konnten und noch der eigentliche Traktat darüber zu machen ist. Was noch fehlt, beruht auf Entschließungen, die man unstreitig in Aachen nehmen wird. Ich mag nun dahin gerufen werden oder nicht, so kann man mich leicht nach Frankfurt schieben, jenes zu beendigen, und da ich selbst bei meinem Weggehen dort gefordert habe, daß nur mir die letzte Beendigung vorbehalten würde, so könnte ich es auf keine Weise ablehnen. Künstlicherweise kann man mich als- dann wieder vor Goltz, für den übrigens die Freude über das Gerücht meiner Ernennung nicht sonderlich erfreulich sein kann, auf eine Zeitlang als einen Stellvertreter auch mit den Bundes- geschäften beauftragen. Allein ich werde das nicht annehmen ohne das sichere Versprechen, daß es nur auf diese Zwischenzeit ist. Nach Rußland schreibe ich noch nicht, bis ich nicht die an- gekündigte Depesche über Aachen vom Staatskanzler habe. Erst wenn er mich nicht hinruft und mir über mich nichts sagt, tue ich es, sonst nicht. Man muß mit Schonung und Langmut verfahren, ich bin doch sehr lange sehr gut mit dem Staatskanzler gewesen, und er steht mit einem Fuß im Grabe. Kann ich, ohne aus- ——— *) Wolzogen. 248