< zurück Inhalt vor >
[ Band 6 Brief 84: Humboldt an Caroline London, 19. Mai 1818 ]
Italien eingehe, so kann ich mit Dreistigkeit sagen, daß ich gar keinen Gesandtenposten mehr annehmen will, und nachdem ich sechzehn Jahre lang welchen vorgestanden bin, wohl dies mit einigem Rechte fordern kann. Allein, was ich mit sehr großem Bedauern voraussehe, ist, daß ich nun nicht so früh wie ich glaubte und nicht im Oktober weg- komme. Sobald man mich nicht zur Zusammenkunft ruft und also kein bestimmter Termin da ist, der einen Abschnitt macht, kommt die Sache ins Zögern, und ich muß abwarten, daß ein neuer Gesandter ernannt und abgefertigt wird und ankommt. Je weniger Lust man hat, mich weggehen zu sehen, je weniger Schnelligkeit wird man in das alles legen. Das kann ich nun nicht ändern. Du siehst aus dem allen, teure Seele, daß Du noch weniger Eile zu haben brauchst, Italien zu verlassen. Wie die Dinge jetzt stehen, bist Du vermutlich vor mir in Burgörner, und ich komme dort zu Dir. Gott, wie unendlich ich mich darauf freue! Mit der Anleihe scheint man doch jetzt mehr zufrieden in Berlin. Allerdings bezahlt man etwa 20 Millionen Schulden damit, die zu Bülows Zeit gemacht waren. Ich habe immer vergessen, Dir zu sagen, daß ich schon seit etwa drei Wochen die hübsche Bibel, die Du mir geschenkt hast, ganz durchgelesen habe, vom ersten Vers des Alten Testaments bis zum letzten der Offenbarung Johannis. Es bleibt ein sehr wunderbares Buch, und es hat mich geschmerzt, wie ich gegen das Ende kam. Ich sah jeden Morgen wenn ich aufstand Deine Handschrift darin und küßte sie oft. Hermann scheint jetzt mehr Unterricht als bisher und wirklich für sein Alter genug zu haben. Es ist mir sehr lieb gewesen, zu sehen, daß Türk jetzt auch auf die Religion gekommen ist. Voriges Jahr, als ich mehrere Male mit ihm davon sprach, machte er immer Einwendungen, und ich bin gar nicht der Meinung, daß man mit 199