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[   Band 6 Brief 82:    Humboldt an Caroline    London, 15. Mai 1818   ]


Figuren auch findet, selbst in den äginetischen ist es nach ihm
einigermaßen. Er hat diese aber auch selbst nicht gesehn. Die
Arbeit vom Memnon ist wundervoll, in dem harten Stein eine
bis auf das Kleinste sorgfältige und scharfbestimmte Behandlung.
Das ist besonders am Ohr sichtbar. Der Stein ist sehr schöner
Granit und durchaus im Gesicht glatt gearbeitet. Bloß Augenbrauen
und Augenlider sind rauh gelassen. Was das für einen Zweck hat,
weiß ich nicht. Cockerell versichert, daß die äginetischen Bildsäulen be-
malt gewesen sind, und daß man dies gar nicht ableugnen könne, sowie
auch in den Tempeln viele architektonische Verzierungen. Die letzten
sollen dann meistenteils auch rauh gelassen und nicht glatt behauen
worden sein. Hatte dies nun im Memnon einen ähnlichen Zweck?
So viel für heute, teuerste innigstgeliebte Seele!
Ewig Dein H.


83. Caroline an Humboldt                         Rom, 16. Mai 1818

Ich habe Deinen Brief Nr. 100, liebe Seele. Es hat mich
sehr gerührt zu bemerken, wie Du all die Tage des
vorigen Jahres nachzählst, meine treue, liebe Seele. Ach,
es liegt etwas unbeschreiblich Wehmutvolles in diesem Wieder-
kommen der Tage, die dieselben sich nennen und nicht dieselben sind.
Carolinens Geburtstag ist heute. Die Hausgenossen und die
Töchter der Buti*), Rauch, Thorwaldsen usw. haben das Zimmer
in einen Blumengarten umgeschaffen, Gabrielle und ich haben ihr
einige Kleinigkeiten geschenkt. Das Beste ist, daß sie wohl und
heiter ist, sehr dankbar und gerührt über die Freude, die man ihr
an ihrer Genesung bezeugt, die wirklich auffallend ist. Gott wird
ja geben, daß sie dauernd sei.

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*) Römische Hauswirtin.

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