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[ Band 6 Brief 73: Humboldt an Caroline London, 17. April 1818 ]
von England zu sein, wird also in eine fatale Lage gebracht. Es heißt, daß Clarence und Cumberland unmittelbar auf den Kontinent gehen werden, Cambridge und Kent leben schon dort. Diese ganze fatale Geschichte hat mir in diesen Tagen sehr viel zu schaffen gemacht. Ein Glück ist es nur, daß die Berg noch hier ist. Sie erleichtert einem alles sehr und kommt, wenn ich nicht Zeit habe auszugehen und doch etwas mit der Herzogin abzumachen ist, selbst zu mir. Es scheint, daß der Herzog und die Herzogin in sehr kurzer Seit weggehen und sich in Deutschland etablieren wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß nun noch für sie hier je etwas durchzusetzen ist. Der Staatsrat soll oft zusammenkommen, allein über ganz unbedeutende Sachen, z. B. über das Austreiben der Herden mit oder ohne Hirten. Die Berg brachte mir heute früh diesen Brief, der über Strelitz gegangen ist, und wie ich diese Stelle von Hirten und Herden sah, glaubte ich, es wäre von Tegel die Rede, so daß ich es ihr nicht einmal erzählt habe. Der König ist den 20. Mai schon in Posen erwartet, bei Radziwills *), die dies Jahr nicht nach Berlin gekommen sind. Ich denke also gewiß, daß ich vor Ende Mai eine Antwort auf meinen Brief haben kann. Habe ich sie zu der Zeit nicht, wenn Berliner Briefe schon hier die Abreise des Königs melden, so schreibe ich aufs neue, ich lasse die Sache auf keine Weise einschlafen. Der Kronprinz von Bayern wird uns allerdings alle Künstler wegnehmen. Allein wie soll das anders sein? Die Kunst will mit eigener Liebe und nicht ohne Kenntnis gehegt sein, das läßt sich nicht einmal von einzelnen Menschen, geschweige denn vom Staate fordern, es ist ein Glück und eine Gunst des Schicksals, wo es sich ——— *) Anton Fürst Radziwill, geb. 1775, † 1833, vermählt mit der Prinzessin Luise von Preußen, geb. 1770, † 1836. Fürst Radziwill war seit 1815 Statthalter des Großherzogtums Posen. 177