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[   Band 6 Brief 65:    Humboldt an Caroline    London, 27. März 1818   ]


64. Caroline an Humboldt               Rom, 25. März 1818

Zwar nur wenige Zeilen kann ich heute schreiben, meine
allerteuerste Seele, allein ich will doch nicht versäumen,
Dir zu sagen, daß es viel besser mit mir geht. Ich liege
noch im Bett, weil man bei dieser dummen, einfältigen Krankheit
sich, wie sie alle sagen, nicht genug schonen kann. Du kannst denken,
wie es mich amüsiert! Zugleich, da ich nicht krank mehr bin, geben
alle Bekannte des Hauses sich so viel Mühe, mir die Zeit zu ver-
treiben, die ich ganz anders anzuwenden wüßte, daß ich am Nach-
mittag und Abend nie allein bin. Der Kronprinz von Bayern
ist einer der Treusten. Ganze Abende sitzt er an meinem Bett,
seine Taubheit würde die Unterhaltung etwas beschwerlich machen,
allein da er mehr spricht wie hört und immer die Kinder und andere
da sind, so geht es recht gut. Dir ist er ganz unendlich gut und
kommt auch auf die Zeiten zurück, wo er Dich zuletzt sah. Seine
Kunstliebe bildet einen Punkt wahrer Vereinigung mit mir. Er
wird für die Erweckung des deutschen Kunstfleißes etwas Bedeutendes
leisten. Ich fürchte, wenn wir noch lange trödeln, so fischt er uns
alle unsere Künstler weg. Können wir in drei bis vier Jahren
wieder hierher kommen, so wirst Du nur sehen, was hier aufgegangen
ist. Eine wahre neuere Schule . . .


65. Humboldt an Caroline            London, 27. März 1818

Rother *) ist hier angekommen wegen einer hier zu machenden
Anleihe. Ich hatte selbst vorgeschlagen, ihn hierher zu
schicken. Glücklicherweise habe ich mit dieser Sache offiziell
nichts zu tun, solche Geschäfte sind nie angenehm. Der Kanzler

———
*) Vgl. S. 53.

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