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[ Band 6 Brief 55: Humboldt an Caroline London, 27. Februar 1818 ]
er die Antworten des Staatskanzlers, am Ende der Erzählung sind Betrachtungen über die Verbindung der Rheinländer mit Preußen, deren Freimütigkeit alles andere bisher so Gedruckte übertrifft. Auch den Rheinländern wird, und zwar von Görres, der Text dabei gelesen, daß sie nicht denken möchten, allein das grüne Holz zu sein. Die Schrift ist mit einem großen Talent geschrieben, es ist darin die Lage benutzt, die jeder Streitende hat, in der er immer die Schwierigkeiten seiner Vorschläge übergeht und viele Gegen- argumente beiseite liegen läßt. Am meisten möchte ich aber das rechte Gemüt darin vermissen. Über die Sache an sich kann nur immer der Lesende selbst urteilen. Das muß aber jeder sagen, daß die Adresse, die Unterredung und der Druck der Schrift nachher zu den stärksten und sichtlichsten Zeichen der Zeit gehören, die es geben kann. Ich gebe heute, liebes Kind, mein erstes Diner. Burghers und Steward, der Botschafter in Wien ist, gehen weg, und ich möchte ihnen gern eine Höflichkeit erzeigen. Ich habe nur zehn Per- sonen, Esterhazys Koch, da mich meiner morgen verläßt, der nicht gut genug ist, dessen Conditor Gaetano, der bei der Prinzessin Bagration *) war, und meine eigenen guten Weine. Es wird also von dieser Seite gehen. Porzellaine und Bronzen sind auch schön, vorzüglich die letzteren, nur mit dem Silber ist’s noch nicht im reinen, und ich muß noch etwas daran wenden. Alles hier ist auf einem Fuß, der einem immer einen Schrecken einjagt. Nicht allein, daß alles zugleich auf dem Tisch erscheint, sondern die Art, wie jeder wählt, was er essen will und alle Schüsseln auf einmal angegriffen werden, macht auch, daß man viel mehr Schüsseln braucht. Denn man hat selbst bei einer so kleinen Gesellschaft, wie ich heute habe, zwei große Schüsseln Fleisch nach dem Fisch, zwei Braten, zwei ——— *) Katharina, Witwe des Fürsten Bagration, später mit Lord Howden vermählt, † 1856. 137