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[ Band 6 Brief 54: Humboldt an Caroline London, 24. Februar 1818 ]
ist, denn was heißt das, anders sein als man ist? Man kann sich nicht selbst verlieren. Aber wenn ich auch nichts eigentlich bereue, so verhehle ich mir auch nie Folgen und Schuld, und gehe sogar, wie wider meinen Willen hingezogen, der Verkettung der Umstände nach, durch die sich die einen von den andern herwinden; und so sollte es in allen Menschen sein, da der Mensch keine bessere Beschäftigung hat, als mit sich selbst und mit denen, die ihm nahe stehen. Ich bewundere aber oft, wie die meisten immer die Schuld auf andere, den Zufall, die Umstände, schieben. Es mag glücklicher sein, aber es ist nicht so bildend, und ich möchte es nicht in mir. Um aber auf die kleine Adelheid zurückzukommen, so werde ich ihr, da ich nun weiß, was ihr genommen ist, ein gleich gutes Kleid und ein Dutzend Batisthemden durch die Mendelssohn in Paris kaufen und schicken lassen. Du, bringe ihr eine Kette mit, so ist es wieder gleichgemacht. Vergiß es aber ja nicht, liebe Seele, die gute Kleine hat mir gar nicht ihren Verlust geschrieben, damit ich ihr nichts ersetzen sollte, da ich ihnen viele Geschenke gemacht habe. Über den, mit dem ich den Vorfall in Wien hatte [Boyen], schreibt er [Hedemann] mir folgende merkwürdige Stelle: Er hat mir sehr lange über Dich gesprochen, und mir viel Herzliches wieder- holt für Dich aufgetragen, er konnte nicht genug die Gründlichkeit und tiefe Einsicht rühmen, mit der Du hier im Staatsrat Dein Geschäft durchgeführt, und wie Du ein treuer Alliierter von ihm gewesen, er habe es sehnlich und aufrichtig gewünscht, daß Du hier bleiben mögest, alles aber, was Dir Ehre und Ruhm erwerbe, schiene Dir auch Nachteil gebracht zu haben. Nun, setzt August hinzu, das ist die Meinung vieler. Das ist nun sehr wahr. Bülow erinnert sich noch, was mir entfallen war, daß ich ihm in Berlin, wie es heftiger zu werden anfing, gesagt habe: »Wie ich handle, setze ich mich schlecht, wollte ich mich gut setzen, müßte ich anders 135