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[   Band 6 Brief 46:    Humboldt an Caroline    London, 29. Januar 1818   ]


auch in den Zügen aus, und daher kommt die neue Würde und
der Reiz der Züge, die nur noch die gewesene schöne Jugend aus-
drücken, für die in der Kunst jeder empfindlich ist, und die man
nur darum oft im Leben verkennt, weil man sie selten rein findet
und auch der Geschmack selten geläutert genug ist von allen un-
wesentlichen Nebenrücksichten.
Palmella, bei dem ich heute aß, sagt sehr gut, daß man nicht
miß- und nicht zuviel gefallen muß, um sich wieder glücklich zurück-
zuziehen. Es ist die schmale Mittelbahn des Schicklichen, nur daß
der Hof in Este doch ein anderer war. Der Mangel des Poetischen
fühlt sich hier entsetzlich. Es gibt auch in andern Ländern jetzt
kaum noch große Dichter. Aber man ahndet doch noch einen Geist,
der wie aus einer schönen Vorzeit umgeht und das Leben nicht
so herabsinken läßt. Hier gibt es wohl ein paar leidliche Dichter,
aber es ist eine furchtbare Prosa um sie her, in der sie fast mit
erstarren.


47. Humboldt an Caroline                London, 2. Februar  1818

Ich bin gestern nachmittag von Brighton zurückgekommen . . .
So eine Partie ist sehr teuer. Sie kostet mich zwischen
16 und 17 Pfund, ja wenn ich das Mieten der Post-
chaise rechne, was noch nicht bezahlt ist, noch mehr. Ich kann
indes nicht sagen, daß ich mich ennuyiert hätte, es bleibt immer
merkwürdig, den Ort und das Leben mit anzusehen. Ich fuhr hier
zwischen 10 und 11 weg und kam um 5 ungefähr an.
Das Haus, denn es ist das mehr als ein Schloß, was der Regent
bewohnt, wird der Pavillon genannt. Ich wohnte mit Münster
und Palmella in einem Flügel, Esterhazy, der spanische Botschafter

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