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[ Band 6 Brief 28: Humboldt an Caroline London, 13. Dezember 1817 ]
neuen Schatzministeriums und zugleich Staatssekretär, welches beides Klewitz in sich vereinigte, ist Friese geworden. Du siehst in allem diesen den halben Nachklang meines Berliner Aufenthalts. Die beiden, gegen die ich am meisten sein mußte, sind gedemütigt worden, allein dennoch im Ministerium geblieben, und Friese, den ich mir zum Protokollführer genommen hatte, hat eine viel höhere Stelle bekommen, als man erwarten konnte. Daß Bülow gänzlich die Finanzen verloren hat, ist sehr gut, obgleich sich vieles gegen die Art, wie man nun sein Ministerium zerstückelt behandelt, sagen läßt . . . Aber das Ministerium ist ungeheuer zahlreich, acht ohne den Staats- kanzler selbst. Es läßt sich jetzt weniger gegen die Zusammensetzung der Dinge einwenden, und dennoch kann sie auch wiederum gar keine Lust einflößen, selbst davon zu sein. Ich hoffe immer, daß mir der Zufall zu Hilfe kommen wird. Geschickte Benutzung dessen, was er bringen kann, wird wohl die einfachste und beste Politik sein. Das Schlimme ist nur, daß ich schwerlich auch werde wünschen können, in meiner jetzigen Lage zu bleiben. Doch fühl ich immer mehr, daß ich hierher zu gehen nicht vermeiden konnte. Der *), von dem im letzten Resultat doch mein Dienstschicksal allein abhängt, wollte es im stillen schlechterdings seiner hiesigen Verwandten **) wegen. Darüber ist mir jetzt kein Zweifel. Gestern hatten wir nach ziemlich starkem Frost den ersten eigentlichen Nebeltag, wo der Nebel ganz dick und undurchsichtig und von Zeit zu Zeit gelb ist. Ich ging gar nicht aus, sondern arbeitete von 9 bis 6. Wie ich einmal eine halbe Stunde nicht vom Blatt aufgesehen hatte, blickte ich nach dem Fenster und leugne Dir nicht, erschrak und fürchtete mich ordentlich. Auch nicht der mindeste Gegenstand war zu sehen, nur die dicke, nicht feuer- ——— *) Der König. **) Der Herzogin von Cumberland. 72