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[ Band 6 Brief 26: Humboldt an Caroline London, 10. Dezember 1817 ]
Du fragst, wieviel Leute ich habe. Folgendes ist mein Hof- staat: ein Koch, ein Haushofmeister, mein Jäger, zwei Livree- bedienten, zwei Hausmädchen, ein Küchenmädchen. Weniger ist unmöglich zu haben. Ich hatte anfangs noch einen Bedienten mehr als Portier gerechnet, allein ich habe ihn retranchiert. Zwei Hausmädchen wird Dir viel scheinen, und wäre bei uns sehr viel, vorzüglich, da sie gar keine Arbeit mit Nähen usf. machen, viel- leicht nicht einmal machen können. Allein einmal trinken sie sehr oft und langsam den Tag Tee, und dann hast Du keinen Begriff von dem Kampf, den man hier mit dem Kohlendampf vom Morgen bis zum Abend kämpft. Die Reinigung ist hier eine Geschichte, die monatlich bloß an Materialien und verbrauchten Utensilien mehrere Pfunde kostet, und wo die Damen doch ziemlich den ganzen Tag beschäftigt sind. Sie haben fünf, sechs Arten von Bürsten, weiße Farbe, die Treppe anzumalen, schwarze, die Ka- mine, rote, den Küchenherd, Papiere, die Stahlsachen zu reiben, dabei muß man den Damen Handschuhe kaufen, damit sie die Hände nicht verderben. Alle Wochen wenigstens zweimal wird das ganze Haus gescheuert, und so versicherten mir alle, daß ein Hausmädchen eine Unmöglichkeit sei. Ich habe sehr häßliche (Du wirst mich auslachen, aber ich versichere Dir, daß man mit einem Haushofmeister und Bülow gar nicht Herr im Hause ist, ich für mich würde es besser machen), aber sehr gute Mädchen. Man hört sie nicht im Hause, und alles ist blank wie ein Spiegel. Dabei machen sie tiefe Knickse, wie sie sich blicken lassen. Wenn Du mich einmal den Morgen sehen könntest, Du lachtest Dich tot. Die erste (denn hier ist Rang in allem) kommt um 1/2 8 in mein Zimmer, eine lange, hagere, obgleich junge Person. Dann macht sie mir die Gardine vom Bett zurück, und da ich weiß, daß darauf der Knicks folgt, so setze ich mich schon aufrecht, um mich zu be- danken. Wenn die Gardine beseitigt ist, macht sie nun ihre 69