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[ Band 6 Brief 26: Humboldt an Caroline London, 10. Dezember 1817 ]
einen Feldjäger mit den Depeschen, die Jordans Sendung nach Wien betrafen, von Glienicke nach Berlin geschickt. Dieser ist unterwegs angegriffen und seines Felleisens beraubt worden. Man hat das Felleisen nachher aufgeschnitten wiedergefunden; allein die Depeschen waren heraus, und um recht zu zeigen, daß man nur das suchte, so hatte man einen Beutel mit 200 Talern darin gelassen. Mir schreibt man es nicht, aber es ist gewiß. Von einem närrischen Zeitungsartikel hier muß ich Dir doch auch erzählen. Der Morning Chronicle ist hier das schärfste und bitterste Oppositionsblatt. Vor einigen Wochen wurde ich veranlaßt, weil dies Blatt immer schändliche Artikel gegen Preußen hatte, einen entgegengesetzten in einer anderen Zeitung, der ministeriellen, jedoch so, daß er vom Herausgeber kam, erscheinen zu lassen. Unglücklicher- weise war in diesen Artikel ein Druckfehler gekommen, und der Morning Chronicle ließ nur ganz kurz drucken: Wir möchten dem preußischen Gesandten raten, wenn er künftig Artikel zum Lob seiner Regierung in die Zeitung setzen läßt, leserlicher zu schreiben. Die Sache war mir sehr verdrießlich, allein ich konnte nicht dafür. Nun hat derselbe Morning Cronicle mich auf einmal verherrlicht. In einem wütenden Artikel über den deutschen Bundestag, der aber nicht ohne alle Wahrheit ist, heißt es: »Wem kommt es zu zu sprechen? O Du gerechter und edler Großherzog von Weimar, gehe nach Frankfurt und sprich, daß die Fürsten und das Volk Deutschlands Dich hören, sprich, würdiger Abkömmling des Weisen, daß das Herz Deiner Bundesverwandten möge gerührt werden. Geht auf den Bundestag, ihr deutschen Fürsten, nehmt mit euch die wahren Ratgeber und Helfer des Landes; errichtet dort einen vaterländischen Rat der Fürsten und erfahrenen Männer Deutschlands. Nur durch die, welche Deutschland retteten, kann Deutschland erhalten werden. Was ist ein Rat ohne Stein, Humboldt und Gneise- nau?« usf. 67