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[ Band 6 Brief 20: Humboldt an Caroline London, 19. November 1817 ]
Aufsicht über die Justizverwaltung in den Rhein über- geben worden. Wie ich die Sache jetzt ansehe, kann ich sie nicht sonderlich billigen. Die beiden Minister, gegen die gerechte Klage geführt worden war, bleiben. Nachdem sie schon vor den Augen des Publikums sehr bloßgestellt worden waren, erfahren sie hier eine noch auffallendere Kränkung und bleiben doch, wenn sie nämlich, wie ich aber nicht glaube, nicht von selbst gehen. Auch behalten sie, wenn sie einmal nicht tüchtig sind, noch immer zu wichtige Teile der Verwaltung. Das Finanzministerium ist auf eine, meiner Ansicht, unpassende Weise zerschnitten worden, und ich zweifle, daß ein tüchtiger Mann je auf diese Weise Finanzminister wird. Der Staatskanzler, wenn er nicht Klewitz und Rother alles überlassen will, bekommt mehr Arbeit, und die Verantwortlichkeit, die schon immer nicht ordentlich bestellt sein konnte bei der jetzigen Geschäfts- führung, wird noch mehr verwirrt. Die Trennung der Justiz diesseits und jenseits des Rheins ist auch sonderbar. Allein das Wichtigste bei diesen neuen Einrichtungen sind die Personen, und vorzüglich Beymes Rücktritt ins Ministerium. Du fühlst, wohin dieser führen kann und fast notwendig führen muß. Bei alledem glaube ich indes allerdings, daß für den Augenblick die Geschäfte etwas besser als früher gehen werden. Nur ist es nicht allein keine gründliche Besserung, sondern eher eine Verschlechterung. Denn es ist nun noch weniger eine Verteilung der Geschäfte nach einem Prinzip, und gar nicht in den obersten Stellen eine Ver- einigung von Menschen, wie die Nation auf der Stufe, auf welcher sie steht, und nach den Beweisen von Kraft, Anhänglichkeit an den König und Vaterlandsliebe, die sie gegeben hat, sie verdiente. Mir privatim, nämlich insofern ich selbst tätig sein könnte oder möchte, denn sonst kann man sich nicht von dem Staate trennen, ist diese Änderung wenigstens gleichgültig. Sie erleichtert meinen 54