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[   Band 5 Brief 189:    Humboldt an Caroline    Brüssel, 24. September 1817   ]


189. Humboldt an Caroline                Brüssel, 24. September 1817

Wir wollten heute von hier abreisen, liebe Li, sind aber ge-
blieben, weil der König mich noch heute zum Essen einladen
ließ, und ich keinen hinlänglich wichtigen Grund hatte, es ab-
zuschlagen. Es waren heute alle Gesandten und der Herzog von Kent *)
da, der sich, wie er selbst sagt, hier aufhält, weil ihm London zu
teuer ist. Wie muß einem dabei zumute werden? Der König
war äußerst gnädig und gesprächig und hat mich wirklich auf die
ausgezeichnetste Weise behandelt.
Heute hat er mir noch den Belgischen Löwenorden, was der
große Zivilorden ist, gegeben, und mir dabei gesagt, daß ich nicht
hätte seine Pension nehmen wollen, daß er aber hoffte, daß ich
seinen Orden nicht ausschlagen würde.
Mit dem Staatskanzler geht es viel besser. Ich habe einen
Brief vom 12. von Rother hier erhalten. Die Pyrmonter Badekur
ist bei dem fortwährend schönen Wetter von bestem Erfolg; er
arbeitet wieder und geht, wie mir Rother schreibt, wieder kräftiger
in die Sachen ein. Den König hat er doch nicht gesprochen, was
freilich schlimm ist, da nun von Ende Mai bis zur Mitte Oktobers
kein wichtiger Vortrag vor ihm geschehen ist. Denn in Karlsbad
sind alle Geschäfte zurückgelegt worden.
Es ist sehr gut, daß Du dem Großherzog **) geschrieben hast.
Er hat allerdings noch große Lust zu Italien. Aber wenn er in
seiner Offenbacher Chaise um sein Hölzchen herumfährt, findet er
doch den See bei Strelitz sehr schön. Er ließ mich eigentlich im
Wagen herumsetzen, die schöne Aussicht zu sehen. Quast fand ja
auch am Albaner See selbst eine gewisse Lache, die er bei Berlin

———
*) Prinz Eduard Herzog von Kent, geb. 1767, † 1820, Vater der Königin
Victoria.
**) Von Mecklenburg-Strelitz.

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