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[ Band 5 Brief 168: Humboldt an Caroline Berlin, 11. Julius 1817 ]
zweiflung, daß aus dem Gespräch nichts werden will, witzig, näm- lich so bei fremden Leuten, und darum sage ich auch meine besten Einfälle nur mit Dir unter uns, weil sie da aus natürlicher Heiter- keit entspringen. Die Zeit in Burgörner war die hübscheste in der Art, die ich in langer Zeit wieder genießen werde. Meine Abreise von hier verzögert sich abermals. Der Kanzler geht zwar am Dienstag, den 15. ab. Allein der Finanzminister hat eine lange Antwort auf das Gutachten des Ausschusses der Kommission über den Haushalt gemacht, und auf die sollen Schön, Klewitz, Ladenberg und ich noch antworten. Dies kann mich noch die ganze Woche hier halten. Es ist mir fatal. Denn die Zeit, wo, wie jetzt ausgemacht ist, ich den Kanzler am Rhein sehen werde, bleibt dieselbe, nämlich Ende August, und so wird der Zwischenraum kürzer, den ich zu meiner Dotationangelegenheit ver- wenden muß. Allein ich kann es nicht ändern, ich bin einmal in diesem Kampf und muß ihn durchmachen. Mit dem Staatskanzler bin ich freundschaftlicher wieder als je. Er hat mir noch heut gestanden, daß er über niemand so wenig je eine Klage über ihm auf irgendeine Weise erregten Verdruß gehabt hat als über mich. Er tut mir sehr leid, er hat sehr gelitten und leidet noch. Auch in Karlsbad wird wenig Ruhe sein, Boyen, Bülow gehen mit. Ob ich nicht auch, wenn ich wegen meiner Dotation nach Schlesien gehe, einen Augenblick hinkomme, ist noch ungewiß. Was übrigens gewisse Leute für eine Eil auf meine Abreise setzen, kannst Du nicht glauben und amüsiert mich außerordentlich. So hat man mir, ohne daß ich es gefordert habe, schon jetzt meine Pässe anfertigen lassen. Das nenne ich eine Aufmerksamkeit! Es ist sehr schade, daß Du in dieser Zeit nicht hier bist und gewesen bist. Zu vielem Ernsthaften wäre es gut gewesen, aber auch zu vielem Scherz. Ich genieße nichts mehr ohne Dich, geliebtes Herz. 358