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[   Band 5 Brief 165:    Humboldt an Caroline    Berlin, 6. Julius 1817   ]


zum Reden zu entwickeln, und die Mehrheit der Versammlung ist
immer mir zugefallen. Ich erzähle Dir das ganz naiv, mein süßes
Leben, weil ich weiß, daß Du Dich daran freust, mich freut es immer
selbst ganz besonders Deinetwegen, es ist das hübscheste Gefühl
für einen Mann, machen zu können, daß die Frau auf ihn stolz
ist. Ich halte übrigens von der Sache nicht viel. Wenn man
sich Mühe gibt, wie ich tue, und recht bei der Sache ist, geht
es immer leicht. Mir aber ist so etwas nur vorzüglich als eine
neue Übung, eine neue Erfahrung lieb. Es bereichert immer das
Leben, und insofern hat der Aufenthalt in Berlin für mich viel
Wert gehabt.
Daß ich weggehe, wollen die Leute nun gar nicht glauben,
aber es geschieht gewiß und kann nicht anders als geschehen. Wie
ich jetzt hier bin, bin ich ein Hindernis für die, welche handeln
wollen, und da muß man mich entfernen. Das fühle ich selbst sehr
gut. Auch wenn sonst alles hier gedeiht, gehe ich recht gern. Lon-
don ist ein neuer Schauplatz, auf dem ich sehr gern meine Kräfte
versuche, und wenn man es recht anfängt, ist sehr viel da zu tun.
Nun schlafe wohl, mein geliebtes, teures Wesen. Ach! wäre
ich bei Dir und hörte das einsame Rauschen des Meeres in Ischia.
Das Leben geht hin wie ein Schatten, und man verschiebt und
verschiebt. Aber die Zeit wird auch kommen, und meine innere
sehnsuchtsvolle Stimmung muß sie schneller herbeiziehen.
Über meine Dotation bin ich noch nicht weiter, als daß ich
meine Erkundigungen vervollständigt habe. Ich war sehr für
Huyseburg, allein es findet sich, daß Knesebeck, von dem ich gewiß
glaubte, daß er ein Gut in hiesiger Gegend wolle, auf Huyseburg
gefallen ist und dies schon offiziell in Anspruch genommen hat.
Ich muß ihm nun natürlich nachstehen.

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