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[   Band 5 Brief 146:    Humboldt an Caroline    Berlin, 18. Mai 1817   ]


süße Glück wird mir ja wieder werden, und dann trennen wir uns
nicht mehr. . . .
Lebe wohl, teures Herz.


147. Caroline an Humboldt                   Florenz, 22. Mai 1817

Unser Ankommen hier war ein Fest in Hinsicht der Briefe,
die wir vorfanden, die gute kleine Gabrielle und ich.
Mit welcher Freude, teure, geliebte Seele, empfing ich
die Deinen. Wir kamen den 20. abends hier an, recht glücklich
aber leider einige Stunden zu spät, um noch schreiben zu können.
Caroline war den Tag in Bologna und auf der Reise hierher
ungemein leidend. . . .
Ich habe hier unendlich viel Schönes schon gesehen und ge-
nossen. Gestern war ich den ganzen Vormittag auf der Galerie
und in der Tribuna, wo die Venus Medicis aufs neue steht.
Die Fornarina von Rafael, welch ein Bild! Welch ein Gesicht.
Je länger man es ansieht, je mehr sieht es einen wieder an. Es
ist eigentlich kein ideales Gesicht, eine unbeschreibliche Natur, eine
Anmut, ein Reiz und Leben und Üppigkeit der Form, daß ich’s
keinem Mann übelnehmen kann, der sich in das Bild verliebt. Im
Palast Pitti sind an 70 Bilder von Paris zurückgekommen, in
allem sind wohl 14 bis 15 Rafaels hier. Von Fra Bartolomeo, von
Pietro Perugino sind hier die himmlischsten Sachen. Man müßte
drei Monate hier bleiben, um so recht mit Muße alles zu genießen.
In so wenigen Tagen überfüllt man sich. Aber wir eilen nach Rom.
Ich habe hier Briefe vom alten Baron *) und der Buti **)

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*) Baron Brown wohnte in demselben Hause wie Humboldts in Rom,
Via Sistina, Palazzo Tomati.
**) Italienische Hauswirtin und alte Freundin Frau von Humboldts
und der deutschen Künstler in Rom.

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