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[ Band 5 Brief 134: Humboldt an Caroline Frankfurt, 17. Julius 1816 ]
Ob es sich so gleich dem Ende hier nähert, so kann es doch noch im Grunde viele Monate dauern. Denn du wirst vielleicht gehört haben, daß Metternich seinen Vertrag mit Bayern hat auf keine andere Weise zu stande bringen können, als indem er Bayern den Main- und Tauberkreis von Baden versprochen hat, für den Baden nichts bekommen soll. Da wir nun dies machen sollen, dies aber im Grunde interminabel ist, so ist eigentlich unserem Aufenthalt hier kein Ende abzusehen. Ich habe heute dem Staatskanzler ge- schrieben, ob er es nicht für besser hält, mich nunmehr nach Paris gehen zu lassen und das noch Übrige Küster zu übergeben. Ich zweifle zwar, daß er es tun wird, allein gut wäre es im Grunde. Ich komme noch einmal auf Gneisenau zurück. Es ist unbe- zweifelt gewiß, daß sein Entschluß ihm leid tut, man sagt sogar, er hätte den Abschied nur in einer Art Hypochondrie gefordert. Man hat ihm jetzt, wie ich höre, auch seine Besoldung genommen, und die definitive Ernennung Hakes tut ihm weh. Man hat höchlich unrecht, wenn man ihm nicht eine goldene Brücke baut, um ihn wieder nach Coblenz zu bringen. Er war in den höchst zweckwidrig und ungeschickt behandelten Rheinländern der einzige Mensch, der die Leute wieder mit Preußen recht versöhnte und Hoffnung erhielt. Seinem Nachfolger wird das nicht glücken. Dies alles ganz unter uns. Mein persönliches Verhältnis glaube ich mit Gneisenau durch ein sehr gemessenes aber immer gleich freundliches Betragen festgestellt zu haben. Er hat auch hinter meinem Rücken sehr gut von mir gesprochen. Du wirst das noch mehr befestigen, und ich bitte Dich recht eigentlich darum, süßes Kind. Man muß sich immer an das wesentlich Gute halten, und das liegt doch in einem Mann, wie Gneisenau ist. Man muß auch jetzt diese Menschen doppelt aufsuchen, um sich von den Schlechten abzuscheiden. Ich trage in meinem Inneren gar keinen Haß. Aber im Handeln, und am meisten im politischen, ist die 287