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[   Band 5 Brief 121:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 18. Junius 1816   ]


Ilgen hatte. Es hat sie sehr glücklich gemacht, Dich bei sich zu
sehen. Mit der Turnanstalt hat er also auch Dich gepeinigt?
Er mag sich wohl freuen, wenn ich Minister des Kultus wäre.
Aber für mich würde die Freude mit ihm nicht groß sein. Er hat
zugleich etwas Weibisches und Rohes und taugt zum Erziehen gar
nichts. Nun, vor dem Kultus bin ich wohl sicher. Ich habe auch
kein Geschick zum Erziehen, und so sorgfältig ich alles geschrieben
habe, und obgleich manches Gute geschehen ist, habe ich nie rechte
Liebe dazu gehabt. Es gehört zum Erziehen durch alle Grade
hindurch, und auch der Minister des Kultus ist, wenn er es
ordentlich treibt, gewissermaßen ein Erzieher, ein gewisser pedantischer
und selbstgefälliger Glaube an die Macht seines Werkes; wer da-
gegen, wie ich, einen starken Glauben an die Kraft der Natur hat,
sich aus der Erziehung nicht viel zu machen, sondern ihre eigenen
Wege zu gehen, der bringt es nicht weit darin.


122. Humboldt an Caroline                 Frankfurt, 18. Junius 1816

Ich habe Dir heute schon einmal, liebe Li, durch die Post
geschrieben, ich wünsche Dir aber noch einiges durch die
Cüstine besonders zu sagen. Ich habe bis jetzt keine
Gelegenheit gehabt, Deinen Brief Nr. 101 [vom 6. Mai], den mir
Kunth gebracht hat, zu beantworten. Kunth hat mir in demselben
Sinn gesprochen, in dem Du schreibst, hat schlechterdings verlangt,
daß ich selbst daran arbeiten solle, nach Berlin zu kommen, und
hat fast wie über eine Indolenz mir Vorwürfe gemacht, daß ich
nichts dazu tun wolle. 
Wenn ich sage, daß Dein Brief und seine Rede sich begegneten,
so meine ich aber damit nicht diese Anmahnungen, von denen Du,
Gute, Liebe, sehr fern bist, sondern nur die Urteile der Freunde und

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